Der FC Basel befreit sich wie einst Houdini


News Redaktion
Sport / 17.03.23 11:12

Noch vermittelt der FC Basel einen zwiespältigen Eindruck, ist er in der Super League nur Sechster. Doch unter Heiko Vogel zeigt die Mannschaft bestechende Comeback-Qualitäten.

Die Basler Stehaufmännchen lassen sich von ihrem Anhang feiern (FOTO: KEYSTONE/EPA/JAKUB GAVLAK)
Die Basler Stehaufmännchen lassen sich von ihrem Anhang feiern (FOTO: KEYSTONE/EPA/JAKUB GAVLAK)

In der Conference League in den Viertelfinals, im Schweizer Cup in den Halbfinals: Ist der FC Basel nach Jahren der Unbeständigkeit wieder da, wo ihn der Präsident David Degen so gerne verortet? National auf Augenhöhe mit den Young Boys und international wieder ein Faktor wie in den goldenen Zeiten? Das Zug- und Steckenpferd des Schweizer Fussballs, verlässlicher Lieferant von Koeffizienten-Punkten für die europäischen Startplätze der Super-League-Klubs?

Das zu bejahen wäre vermessen oder zumindest verfrüht. Schliesslich weiss man beim aktuellen FCB nach wie vor nicht, was man bekommt. Eine europäische Sternstunde wie am Donnerstagabend im Rückspiel bei Slovan Bratislava mit dem wundersamen Comeback in der zweiten Halbzeit, der Aufholjagd vom 0:2 zum 2:2, dem dramatischen Ausgleich in der 93. Minute und dem Sieg im Penaltyschiessen? Ein bescheidenes Unentschieden zuhause gegen St. Gallen, Servette oder den FC Zürich? Eine Niederlage gegen die Grasshoppers, Luzern oder Sion?

Basels unbeständige Saison beinhaltet alle Varianten. Gemessen an den Resultaten in der Meisterschaft ist der FCB eine durchschnittliche Mannschaft. Er liegt als Sechster mitten im dichten Mittelfeld, hinter Servette, St. Gallen, Lugano und Luzern, vor den Grasshoppers, dem FC Zürich, Sion und Winterthur.

Basels Saison beinhaltet inzwischen aber auch Ingredienzen, die auf einen nährstoffreichen Boden schliessen lassen. Vor allem - aber nicht nur - seit der Sportdirektor Heiko Vogel interimistisch als Trainer amtet, verblüfft die Mannschaft mit beeindruckenden Comeback-Qualitäten. Mehrere Male hat sie sich nun schon aus prekären Situationen befreit, vor allem dank den Toren von Andi Zeqiri und Zeki Amdouni, auf die in wichtigen Momenten Verlass ist.

Die erfolgreiche Wende gegen Slovan Bratislava im Achtelfinal der Conference League ist das jüngste Beispiel. Im Cup-Viertelfinal lag der FCB in St. Gallen ebenfalls in Rückstand, bevor Zeqiri nach einer Stunde der Ausgleich und Amdouni in der Verlängerung der Siegtreffer gelang.

In den Sechzehntelfinals der Conference League gelang Zeqiri das entscheidende 2:0 nach dem verlorenen Hinspiel in der 76. Minute. In der Liga stehen seit Vogels Übernahme nach Rückständen ein 1:1 gegen St. Gallen (Ausgleich Zeqiri in der 82. Minute), ein 2:2 gegen Lugano nach 0:2 (Males/74. und Lang/83.) und ein 3:1 gegen Sion (Zeqiri 36./Amdouni 61./Novoa 70.).

"Ich kann nur stolz sein auf diese Mannschaft", sagte Captain Taulant Xhaka am Donnerstagabend in Bratislava mit Blick auf die erneute Auferstehung. Heiko Vogel verwies auf die Ruhe, die die Spieler trotz der prekären Situation behielten.

Ja, der FC Basel, Ausgabe 2023, ist ein Entfesselungskünstler fast schon wie einst Houdini. Ansätze davon hat die Mannschaft auch schon unter Alex Frei erkennen lassen. In St. Gallen holte sie im Januar in Unterzahl ein 1:1, weil Marwin Hitz in der 87. Minute einen Penalty von Lukas Görtler hielt.

Davor hatte sie im zweiten Duell in der Gruppenphase gegen Slovan Bratislava nach 1:3-Rückstand ein 3:3 errungen. In einem weiteren Ligaspiel gegen St. Gallen glückte ihr in der 83. Minute das späte 3:3, gegen Bröndby Kopenhagen setzte sie sich in der Qualifikation für die Conference League nach verlorenem Hinspiel im Penaltyschiessen durch.

Eine derartige Häufung später Erfolgserlebnisse spricht für die Moral in der Mannschaft. Sie zeigt aber auch, dass dem FCB die Beständigkeit der Young Boys trotz nur einer Niederlage aus den letzten acht Spielen noch fehlt. Am Sonntag kommt es in Bern zum Direktduell zwischen den beiden Mannschaften - auch dieses Mal mit Basler Aufholjagd?

(sda)


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