Erster Höhepunkt im Radsport-Kalender


News Redaktion
Sport / 18.03.23 05:33

Mit Mailand - Sanremo findet am Samstag der erste Höhepunkt dieser Rad-Saison statt. Das Wichtigste zum italienischen Frühjahrsklassiker.

Das mit knapp 300 km längste Eintagesrennen im Rad-Kalender wird oft am letzten Anstieg, dem Poggio, entschieden (FOTO: KEYSTONE/AP LaPresse/FABIO FERRARI)
Das mit knapp 300 km längste Eintagesrennen im Rad-Kalender wird oft am letzten Anstieg, dem Poggio, entschieden (FOTO: KEYSTONE/AP LaPresse/FABIO FERRARI)

Das Eintagesrennen, auch bekannt als "La Primavera", die Frühlingsfahrt, gilt als das leichteste zu beendende der fünf Monumente im Radsport, aber gleichzeitig als das, was am schwierigsten zu gewinnen ist.

Eine Neuerung im Vergleich zum Vorjahr betrifft den Start. Dieser erfolgt nicht wie üblich auf der Piazza Castello in Mailand, sondern etwas weiter südlich in der Kleinstadt Abbiategrasso. Nach rund 30 km kehrt das Feld auf die traditionelle Route zurück, die über den Turchino-Pass an die ligurische Küste und dort entlang bis nach Sanremo führt. Mit den fünf "Capi" - den kurzen, aber steilen Anstiegen auf den letzten rund 50 km bis zum Ziel, beginnt das Finale des Rennens. Der vorletzte Anstieg ist die Cipressa. Das grosse Feuerwerk gibt es meist erst am Poggio, dem letzten Hindernis des Tages, ehe die la "Classicissima" nach 294 km und fast sieben Stunden Fahrzeit auf der Via Roma zu Ende geht.

Mailand-Sanremo war einst ein Terrain für die Sprinter. Mittlerweile führt beim längsten Eintagesrennen dieser World-Tour-Saison kein Weg an den Classique-Jägern mehr vorbei. Der Franzose Arnaud Démare war 2016 der letzte, der bei einer Massensprint-Ankunft in Sanremo triumphieren konnte. Im Vorjahr hatten viele Tadej Pogacar oder Primoz Roglic weit oben auf der Rechnung gehabt, es siegte mit Matej Mohoric aber überraschend ein anderer Slowene. Er griff in der Abfahrt vom Poggio an, riss eine kleine Lücke und behauptete sich bis ins Ziel an der Spitze. Weil immer mit solchen Überraschungsangriffen zu rechnen ist, haben es die Favoriten oft sehr schwer.

In der Liste der Sieganwärter für die 114. Austragung von Mailand - Sanremo führt kein Weg an Tadej Pogacar vorbei. Der zweifache Tour-de-France-Gewinner fuhr in den ersten Wochen dieser Saison in einer eigenen Liga. Am Sonntag triumphierte er überlegen bei Paris - Nizza, mit drei Etappensiegen bei den drei schwersten Etappen und einer absoluten Machtdemonstration am Schlusstag. Auch der letztjährige Tour-Sieger Jonas Vingegaard war absolut chancenlos. Bei insgesamt 13 Renntagen fuhr Pogacar 2023 bislang sieben Mal als Erster über die Ziellinie - beeindruckend.

Als seine grössten Herausforderer werden der Belgier Wout van Aert (Sieger von 2020) und dessen Dauerrivale Mathieu van der Poel (Dritter im Vorjahr) aus den Niederlanden genannt. Tom Pidcock, der Sieger von Strade Bianche, fällt aufgrund einer am Tirreno erlittenen Gehirnerschütterung auf unbestimmte Zeit aus.

Mit Gino Mäder machte vergangene Woche auch ein Schweizer auf sich aufmerksam. Der Berner beendete Paris - Nizza als Gesamtfünfter. Er macht als Rundfahrten-Spezialist jedoch einen Bogen um die grossen Klassiker-Rennen. Während Pogacars Teamkollege Marc Hirschi nach seinem Armbruch vor Monatsfrist in Portugal weiter ausfällt, fehlt mit Stefan Küng auch ein anderer Schweizer Klassiker-Spezialist in Sanremo. Der Thurgauer, im Februar Sieger des Zeitfahrens der Algarve-Rundfahrt, legt seinen Fokus auf die darauf folgenden belgischen Eintagesrennen.

Dank einer Wildcard stehen mit Tudor und Q36.5 die beiden Schweizer Profiteams bei Mailand-Sanremo am Start. Fabian Cancellara, der Chef des neu gegründeten Tudor-Teams, ist neben Erich Mächler (1987) der einzige Schweizer, der das traditionsreiche Rennen bislang gewinnen konnte. Der Berner triumphierte 2008 und fuhr danach noch vier weitere Male (2011, 2012 und 2014 als Zweiter sowie 2013 als Dritter) aufs Podest. Ein Schweizer Sieg am Samstag, käme einer Riesen-Sensation gleich.

(sda)


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