Heim-EM als Startschuss zur Olympia-Qualifikation


News Redaktion
Sport / 08.02.23 05:33

Von Mittwoch bis Sonntag finden in Grenchen die Bahn-Europameisterschaften statt. Auf dem Weg an die Olympischen Spiele 2024 in Paris stellen die Titelkämpfe die erste Station der Qualifikation dar.

Der Schweizer Bahnvierer anlässlich der Heim-EM 2021 mit Claudio Imhof, Valere Thiebaud, Alex Vogel und dem derzeit verletzt ausfallenden Simon Vitzthum (FOTO: Keystone/PETER KLAUNZER)
Der Schweizer Bahnvierer anlässlich der Heim-EM 2021 mit Claudio Imhof, Valere Thiebaud, Alex Vogel und dem derzeit verletzt ausfallenden Simon Vitzthum (FOTO: Keystone/PETER KLAUNZER)

Zum dritten Mal innert acht Jahren werden im 2013 eröffneten Velodrome von Grenchen die Champions des europäischen Bahnradsports ermittelt. Bislang brachte das 250 Meter lange Holzoval der Schweiz Glück. 2015 räumte Swiss Cycling vier Medaillen ab, im Oktober 2021 kamen zwei weitere dazu; bei insgesamt 15 Podestplätzen an 13 EM ist das eine ansehnliche Heim-Bilanz.

Angesprochen auf den Heimvorteil meint Claudio Imhof: "Wir kennen die Bahn in- und auswendig, trainieren seit bald zehn Jahren hier. Es ist immer ein Vorteil, wenn man die Tücken einer Bahn kennt." Laut dem Schweizer Teamleader bestünden die Schwierigkeiten in Grenchen in den vergleichsweise engen Kurven. Diese kämen vor allem in der Teamverfolgung zum Tragen. Nicht zuletzt hoffen die Schweizer auf die Unterstürzung es Heimpublikums.

Mit dem Gewinn der Champions League in der Kategorie Ausdauer zeigte sich Imhof zuletzt gut erholt von einem im März erlittenen Schädel-Hirn-Trauma. In der Einzelverfolgung vom Freitag wird dem 32-jährigen Thurgauer deshalb einiges zugetraut. 2021 gewann er in der nicht-olympischen Disziplin Bronze. Mit sieben EM-Medaillen ist Imhof der erfolgreichste Schweizer in der Geschichte der kontinentalen Titelkämpfe.

Der Fokus gilt jedoch dem Team. Mit dem Bahnvierer, dem Flaggschiff des Schweizer Bahnradsports will sich Imhof für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifizieren. Dies ist der Schweiz zuletzt zwei Mal in Folge gelungen. Allerdings sind die Vorzeichen diesmal etwas anders.

Zwar wurde die Anzahl Nationen, welche 2024 in Paris in der Teamverfolgung antreten dürfen, von acht auf zehn erhöht. Doch dem Team fehlt eine starke Lokomotive, ein Zugpferd wie Stefan Küng oder Stefan Bissegger es in der Vergangenheit waren. In der UCI-Weltrangliste ist die Schweiz derzeit im 12. Rang geführt, hinter sieben europäischen Nationen.

Umso bedauerlicher, dass mit Simon Vitzthum ein Leistungsträger für die EM Forfait erklären musste. Der 28-jährige St. Galler brach sich vergangene Wochen bei einem Trainingssturz das Schlüsselbein. Vitzthum war 2020 und 2021 Teil des Schweizer Quartetts, das EM-Bronze respektive EM-Silber gewann. An der WM im letzten Oktober überzeugte der frühere Mountainbike-Profi auf der Pariser Olympia-Bahn mit dem 5. Platz und Landesrekord in der Einzelverfolgung. Mit dem Bahnvierer war mit der zehntbesten Zeit jedoch bereits nach der Qualifikation Schluss.

Der kurzfristige Ausfall von Vitzthum, der in Grenchen auch für die olympische Mehrkampf-Disziplin Omnium vorgesehen gewesen wäre, zog im Schweizer Team grosse Umstellungen mit sich; disziplinenübergreifend aber natürlich auch was die Besetzung des Bahnvierers und das Positionsfahren auf den 4000 Metern betrifft. "Jeder Fahrer hat seine bevorzugte Position, in welcher er seine Stärken ausspielen kann. Nun müssen wir uns neu orientieren. Ich bin gespannt, wie wir diese Herausforderung meistern", sagt Imhof, der wohl gemeinsam mit Valère Thiébaud, Alex Vogel sowie Lukas Rüegg oder dem nachnominierten Dominik Bieler am Mittwoch die Qualifikation bestreiten wird. Tags darauf wird um die Medaillen gefahren.

Holt sich die Schweiz den Quotenplatz für Paris 2024, würde ihr auch ein Olympia-Startplatz im Madison zustehen. Abgerechnet wird am 14. April 2024.

Anders als bei den Männer strebt Swiss Cycling bei den Frauen die Olympiaqualifikation nicht über die Teamverfolgung an, sondern aufgrund der diesbezüglich besseren Perspektiven über die Massenstart-Disziplinen Madison und Omnium. Michelle Andres, Léna Mettraux und Aline Seitz werden sich auf Punktejagd begeben.

Für den Frauen-Vierer liegt das Olympia-Ticket (noch) ausser Reichweite. Allerdings bekommt das erst 2021 vom Verband lancierte Projekt prominente Unterstützung. Marlen Reusser, mehrfache WM- sowie Olympia-Medaillengewinnerin im Zeitfahren, wird am Heimanlass zum ersten Mal bei Titelkämpfen auf der Bahn teilnehmen. Die Bernerin verfügt bekanntlich über einen grossen "Motor". Für Swiss Cycling geht es in erster Linie darum, eine Standortbestimmung für künftige Anlässe vorzunehmen.

(sda)


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