Holocaust-Überlebende: Alle Opfergruppen verdienen Anerkennung


News Redaktion
International / 27.01.23 12:59

Die Holocaust-Überlebende Rozette Kats hat in Berlin dazu aufgerufen, alle Opfergruppen des Nationalsozialismus gleichermassen anzuerkennen.

Rozette Kats, Zeitzeugin des Holocaust, spricht bei der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa (FOTO: Keystone/dpa/Bernd von Jutrczenka)
Rozette Kats, Zeitzeugin des Holocaust, spricht bei der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa (FOTO: Keystone/dpa/Bernd von Jutrczenka)

"Jeder Mensch, der damals verfolgt wurde, verdient achtungsvolle Erinnerung", sagte die 80 Jahre alte Niederländerin am Freitag bei einer Gedenkstunde des Deutschen Bundestags für die Opfer des Nationalsozialismus. In ihrer emotionalen Rede bezog sich Kats unter anderem auf Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität von den Nationalsozialisten verfolgt wurden und im Mittelpunkt der Gedenkfeier standen. Unter anderem Homosexuelle wurden von den Nazis massiv verfolgt nach Gesetzen, die noch lange Jahrzehnte auch in der Bundesrepublik galten.

Kats zufolge war es bei vergangenen Gedenkveranstaltungen jedoch teilweise unerwünscht, an homosexuelle Opfer zu erinnern. Sie halte das für falsch. "Wenn bestimmte Opfergruppen gar als weniger wertvoll als andere angesehen werden, dann bedeutet das am Ende nur eins - dass die nationalsozialistische Ideologie weiterlebt und leider bis heute weiterwirkt", mahnte die sichtlich bewegte 80-Jährige.

Kats wurde 1942 in einer jüdischen Familie geboren und überlebte den Holocaust bei einem Ehepaar in Amsterdam, bei dem sie unter falscher Identität aufwuchs. Ihre leibliche Familie wurde in Auschwitz ermordet. Auch wenn sie selbst keiner sexuellen Minderheit angehöre, kenne sie das Gefühl, sich verstecken und anpassen zu müssen, um nicht anzuecken, sagte die Niederländerin. Aus Angst habe sie ihre jüdische Identität ihr halbes Leben lang versteckt gehalten. "Unbewusst habe ich damals beschlossen: Wenn ich mich nur gut anpasse und nicht weiterfrage, wird mir schon nichts geschehen."

Allein in Auschwitz im von der Wehrmacht besetzten Polen ermordete die SS mindestens 1,1 Millionen Menschen, zumeist Juden. In ganz Europa fielen dem Holocaust rund sechs Millionen Juden zum Opfer.

(sda)


Anzeige

Das könnte Sie auch interessieren

Papst erweitert Massnahmen gegen Missbrauch in der Kirche
International

Papst erweitert Massnahmen gegen Missbrauch in der Kirche

Knapp vier Jahre nach Erlass von schärfere Massnahmen gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche durch Papst Franziskus hat der Vatikan nun erweiterte und klarere Regeln bekanntgegeben. Der Heilige Stuhl legte am Samstag eine aktualisierte Fassung des 2019 erlassenen apostolischen Schreibens "Vos estis lux mundi" (Ihr seid das Licht der Welt) vor. Der Pontifex bestätigt damit die bestehenden Massnahmen, ordnet allerdings zugleich Neuerungen und Erweiterungen an. Die neue Fassung des apostolischen Schreibens soll am 30. April in Kraft treten.

Schweizer Curlerinnen greifen nach viertem WM-Titel
Sport

Schweizer Curlerinnen greifen nach viertem WM-Titel

Die Schweizer Curlerinnen um Skip Silvana Tirinzoni sind lediglich noch einen Sieg von ihrem vierten Weltmeister-Titel in Folge entfernt. Im Halbfinal der WM in Sandviken besiegen sie Schweden 8:4.

Sarah Höfflin winkt vom Podest
Sport

Sarah Höfflin winkt vom Podest

Sarah Höfflin schafft in Silvaplana beim Weltcup-Finale Ski Freestyle den Sprung aufs Podest. Die Genferin belegt in der Disziplin Slopestyle Platz 2.

Berliner Volksentscheid für ehrgeizigere Klimaziele gescheitert
International

Berliner Volksentscheid für ehrgeizigere Klimaziele gescheitert

Der Volksentscheid für ehrgeizigere Klimaziele in Berlin ist gescheitert. Die nötige Mindestzahl von Ja-Stimmen sei nicht mehr zu erreichen, teilte die Landeswahlleitung am Sonntagabend kurz vor Abschluss der Auszählung mit.