Keine Blaupausen für eine Überraschung im Ständeratswahlkampf


News Redaktion
Schweiz / 14.03.23 14:52

Seit 2011 sind im Kanton St. Gallen viermal Ständerätinnen und Ständeräte gewählt worden. Nur einmal gelang eine Aufholjagd und die Reihenfolge der Kandidierenden änderte sich nach dem ersten Wahlgang noch. Allerdings war damals der Rückstand kleiner als am Sonntag.

Esther Friedli (SVP) gilt im zweiten Wahlgang der St. Galler Ständeratswahlen fast schon als gewählt. Sie liegt weit voraus, die Abstände bei den Stimmenzahlen sind ungewöhnlich gross. (Archivbild) (FOTO: KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Esther Friedli (SVP) gilt im zweiten Wahlgang der St. Galler Ständeratswahlen fast schon als gewählt. Sie liegt weit voraus, die Abstände bei den Stimmenzahlen sind ungewöhnlich gross. (Archivbild) (FOTO: KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

Ist Esther Friedli der Sieg im zweiten Wahlgang am 30. April noch zu nehmen? Der Blick zurück auf die Ausmarchungen der letzten 12 Jahre liefert den Gegnerinnen der SVP-Politikerin eher wenig Zuversicht. Überraschungen blieben allerdings nicht aus.

In der Regel war jeweils nur einer der beiden St. Galler Sitze umkämpft. 2011 und 2015 wurde Karin Keller-Sutter (FDP) klar gewählt. Nach ihrer Wahl 2019 in den Bundesrat, folgte ihr der damalige St. Galler Finanzchef Benedikt Würth (Mitte) in den Ständerat nach. Im Mai 2019 gewann er zuerst die Ersatzwahl und wurde wenige Monate später bei den Erneuerungswahlen mit grossem Abstand bestätigt.

Brisanter waren jeweils die Duelle um den zweiten Sitz zwischen SP und SVP. Es begann im Oktober 2011. Keller-Sutter wurde im ersten Wahlgang gewählt. Paul Rechsteiner lag mit 44'348 Stimmen rund 12'000 Stimmen hinter Toni Brunner und rund 3300 Stimmen hinter Eugen David (Mitte) bloss auf dem vierten Platz. David verzichtete danach. Die Mitte nominierte den Anwalt Michael Hüppi, der chancenlos blieb.

Im zweiten Wahlgang verbesserte Rechsteiner sein Ergebnis um 10'270 Stimmen und schlug den SVP-Parteipräsidenten, der rund 3000 Stimmen weniger holte als im ersten Durchgang. In Zahlen endet diese Auseinandersetzung knapp mit 54'616 Stimmen gegen 53'308 Stimmen. Es war eine der grössten Überraschungen in der Geschichte der St. Galler Politik.

Vier Jahre später lag Rechsteiner bereits im ersten Wahlgang hinter Karin Keller-Sutter auf dem zweiten Platz mit rund 12'000 Stimmen Abstand auf den drittplatzierten SVP-Nationalrat Thomas Müller. Im zweiten Wahlgang wurde die Differenz noch grösser. Der SP-Politiker siegte schliesslich mit einem Vorsprung von knapp 20'000 Stimmen.

Ähnlich lief die Wahl 2019: Rechsteiner erreichte zuerst den zweiten Platz - dieses Mal hinter Beni Würth - und wurde danach im zweiten Wahlgang mit knapp 17'000 Stimmen mehr als SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel gewählt.

Ähnlich überraschungslos lief es bei der Ersatzwahl für Keller-Sutter im Frühjahr 2019, die ohne Beteiligung der SP stattfand. Bereits das Ergebnis des ersten Wahlgangs fiel klar aus - wenn auch weniger deutlich als am letzten Sonntag. Am meisten Stimmen holte Favorit Würth, nämlich 37'613 Stimmen. Den zweiten Platz schaffte die damalige FDP-Kantonsrätin Susanne Vincenz-Stauffacher mit 25'071 Stimmen. Auf dem dritten Platz folgte SVP-Kantonsrat Mike Egger mit 18'947 Stimmen.

Diese drei traten am 19. Mai nochmals an. Weil es ein eidgenössischer Abstimmungssonntag war, gab es höhere Stimmenzahlen. An der Rangierung änderte sich nichts: Würth wurde mit 50'669 Stimmen gewählt, Vincenz-Stauffacher blieb auf dem zweiten Platz mit 36'550 Stimmen, gefolgt von Mike Egger mit 27'146 Stimmen. Vincenz-Stauffacher und Egger nutzen danach ihren Bekanntheitsgrad und schafften beide im Herbst 2019 den Sprung in den Nationalrat.

Vergleicht man nun all diese Wahlgänge mit demjenigen des letzten Sonntags, dann fällt dieses letzte Resultat eindeutig aus dem Rahmen - wegen der grossen Abstände: Esther Friedli lag 28'700 Stimmen vor der zweitplatzierten Susanne Vincenz-Stauffacher und 33'500 Stimmen vor Barbara Gysi von der SP.

Nur einmal in den letzten zwölf Jahren - nämlich 2011 - hatte sich die Reihenfolge im Feld der Kandidierenden für den zweiten Wahlgang noch verändert. Damals betrug der Rückstand Rechsteiners aber bloss 12'000 Stimmen. Daraus wurde schliesslich ein Vorsprung von 1308 Stimmen. Und das Ergebnis galt als politische Sensation.

(sda)


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