Luzerner Regierung will Vereinbarung mit FCL nicht neu aushandeln


News Redaktion
Regional / 23.05.23 00:01

Für die Luzerner Regierung sind Gewaltexzesse im Umfeld von Fussballspielen "nicht zu rechtfertigen". Dennoch sieht sie die Lösung des Problems nicht in der Kündigung der bestehenden Vereinbarung mit dem FC Luzern über den Kostenersatz, wie dies ein Mitte-Postulat fordert.

Fans des FC Sion hatten in Luzern im August vergangenen Jahres Pyros gezündet. (Archivaufnahme) (FOTO: Keystone/MICHAEL BUHOLZER)
Fans des FC Sion hatten in Luzern im August vergangenen Jahres Pyros gezündet. (Archivaufnahme) (FOTO: Keystone/MICHAEL BUHOLZER)

Die Regierung setzt vielmehr auf die konsequente Umsetzung der Massnahmen aus dem Hooligan-Konkordat und auf ein koordiniertes Vorgehen der Bewilligungsbehörden nach gravierenden Vorfällen.

Im Postulat der Mitte-Fraktion wird der Regierungsrat aufgefordert, den Vertrag über die Sicherheit und deren Kostenbeteiligung mit dem FC Luzern sofort zu kündigen. Es solle "so rasch als möglich" ein neuer Vertrag abgeschlossen werden.

In diesem neuen Vertrag soll der FC Luzern nicht nur verpflichtet werden, sich an den Sicherheitskosten zu beteiligen, sondern auch einen aktiven Beitrag zur künftigen Vermeidung der "inakzeptablen Sachbeschädigungen und Ausschreitungen rund um die Heimspiele des FC Luzern" zu leisten, heisst es im Postulat.

Unter anderem fordern die Postulanten die Einführung der Identitätserfassung aller Besucher der FCL-Spiele oder ein Massnahmenkonzept bei rechtswidrigem Verhalten von Fans.

Bei Hochrisikospielen sollen Gästefans nur zugelassen werden, wenn der Gästeclub sich verpflichtet, sämtliche durch die Gästefans verursachten Kosten zu übernehmen und entsprechende Sicherheiten zu leisten.

Die Mitte hatte ihren Vorstoss nach Ausschreitungen beim Match Luzern gegen Basel vom 4. März eingereicht. Der Regierungsrat schrieb seine am Dienstag veröffentliche Antwort noch vor den Krawallen, zu denen es am Samstagabend anlässlich des Spiels FC Luzern gegen FC St. Gallen gekommen war.

Vorkommnisse wie beispielsweise die Ausschreitungen Anfang März seien durch nichts zu rechtfertigen und "absolut inakzeptabel", schreibt die Regierung in ihrer Antwort auf das Postulat. Das Verhalten gewalttätiger Fans des FC Basel habe die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht zum ersten Mal massiv gestört.

Dennoch ist die Regierung der Ansicht, dass nicht die Kündigung der bestehenden Vereinbarung mit dem FC Luzern über den Kostenersatz die Lösung des Problems sei, wie sie schreibt. Stattdessen möchte sie die Massnahmen aus dem Hooligan-Konkordat bei Hochrisikospielen konsequent umsetzten und mit der zuständigen Bewilligungsbehörden nach gravierenden Vorfällen koordiniert vorgehen.

Nebst dem strikteren Vorgehen gegen Gewalttäter setze man auf Einzelbewilligungen, die klare Auflagen für den Veranstalter definierten, schreibt die Regierung. Insbesondere bei der An- und Abreise der Gästefans wolle sie den Veranstalter der Fussballspiele in seine rechtliche und finanzielle Verantwortung nehmen.

"Die Verweigerung der Spielbewilligung für Hochrisikospiele auf der Luzerner Allmend ist hierbei kein Tabu", schreibt der Regierungsrat und beantragt in diesem Sinne, das Postulat teilweise erheblich zu erklären.

Die Mitte-Fraktion hatte im März beantragt, dass der Kantonsrat ihr Postulat dringlich behandle, fand damit aber keine Mehrheit. In der Folge beschlossen die Mitte-Delegierten am vergangenen Dienstag die Lancierung einer kantonale Volksinitiative gegen Fan-Gewalt.

Am Samstagabend war es anlässlich des Spiels FC Luzern gegen FC St. Gallen erneut zu Krawallen gekommen. Polizei und teilweise auch Passanten waren nach Angaben der Polizei am Bundesplatz und am Bahnhof mit Petarden, Handlichtfackeln, Flaschen und Steinen beworfen worden. Mehrere Personen wurden verletzt.

Regierungsrat Paul Winiker (SVP) kündigte darauf Sanktionen an. Diese würden bei der nationalen Arbeitsgruppe der Bewilligungsbehörden beantragt, teilte er auf Twitter mit.

(sda)


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