"Mein Sohn wurde wie ein Hund behandelt": Schwarzer stirbt in Klinik


News Redaktion
International / 17.03.23 05:11

Anderthalb Wochen nach dem brutalen Tod eines 28-jährigen Schwarzen in einer psychiatrischen Klinik im US-Bundesstaat Virginia haben seine Angehörigen schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben.

Caroline Ouko mit einem Porträt ihres getöteten Sohnes Irvo Otieno. Neben ihr stehen ihre Anwälte und ihr älterer Sohn Leon Ochieng. Foto: Daniel Sangjib Min/Richmond Times-Dispatch/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits (FOTO: Keystone/Richmond Times-Dispatch/AP/Daniel Sangjib Min)
Caroline Ouko mit einem Porträt ihres getöteten Sohnes Irvo Otieno. Neben ihr stehen ihre Anwälte und ihr älterer Sohn Leon Ochieng. Foto: Daniel Sangjib Min/Richmond Times-Dispatch/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits (FOTO: Keystone/Richmond Times-Dispatch/AP/Daniel Sangjib Min)

"Mein Sohn wurde wie ein Hund behandelt, schlimmer als ein Hund", zitierten US-Medien am Donnerstag (Ortszeit) die Mutter des Opfers, Caroline Ouko. "Mein Sohn wurde gefoltert." Zuvor hatte sie sich mit weiteren Familienangehörigen ein Überwachungsvideo angesehen, das nach Angaben der Staatsanwaltschaft zeigt, wie Polizeibeamte Irvo Otieno ersticken. Das Video wurde nicht für die Öffentlichkeit freigegeben.

Otieno war am 6. März in einer staatlichen Psychiatrie-Einrichtung während des Aufnahmeprozesses gestorben, nachdem er aus einem Gefängnis dorthin verlegt worden war, wie die Staatsanwältin Ann Cabell Baskervill mitteilte. Otieno habe Hand- und Fussfesseln getragen und sei von den sieben Polizisten elf Minuten am Boden gehalten worden. "Er starb an Erstickung, weil er erdrückt wurde." Baskervill sagte laut CNN, das Überwachungsvideo sei "extrem klar" und "extrem alarmierend". Die Polizisten und drei Krankenhaus-Mitarbeiter seien wegen Totschlags angeklagt.

Bürgerrechtsanwalt Ben Crump, der bereits die Familie des bei einem Polizeieinsatz getöteten Afroamerikaners George Floyd rechtlich unterstützt hatte, sagte laut CNN, das Video zeige, wie unmenschlich Strafverfolgungsbeamte Menschen, die eine psychische Krise hätten, behandelten: Als Kriminelle anstatt als Menschen, die Hilfe brauchten. Otieno habe keine Bedrohung dargestellt. "Er ist ihnen gegenüber nicht gewalttätig oder aggressiv." Man könne sehen, wie er bewusstlos zu sein scheine, aber dennoch "brutal mit einem Knie an seinem Hals", fixiert werde.

Crump verglich die Szenen im Video mit dem Tod von George Floyd, der im Mai 2020 von Polizeibeamten in Minneapolis mit Handschellen gefesselt, auf den Boden gedrückt und festgehalten wurde. Zwei Anwälte von Otienos Familie forderten laut "Washington Post" das Justizministerium auf, den Vorfall zu untersuchen.

Otienos Mutter Ouko sagte, ihr Sohn, der Hip-Hop-Musiker habe werden wollen, sei psychisch krank gewesen. Er habe auch psychische Probleme gehabt, als er am 3. März in Gewahrsam genommen worden sei - wegen eines mutmasslichen Einbruchs. Drei Tag später sei er in die Klinik eingeliefert worden. Dort sei er Polizeiangaben zufolge "kämpferisch" geworden und sei zurückgehalten worden.

In den USA kommt es regelmässig zu tödlichen Polizeieinsätzen ähnlicher Art. Stellvertretend steht dafür der Fall von George Floyd: Im Mai 2020 war der Afroamerikaner bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Der Fall führte damals zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. Seitdem gibt es immer wieder Bestürzung über ähnliche Fälle.

(sda)


Anzeige
Anzeige

Das könnte Sie auch interessieren

Luzerner Junge SVP hält an ihrer
Regional

Luzerner Junge SVP hält an ihrer "Anti-Stauinitiative" fest

Die Luzerner Stimmberechtigten können über die "Anti-Stauinitiative" und einen Gegenvorschlag entscheiden. Obwohl der Kantonsrat einen autofreundlicheren Gegenvorschlag beschloss, als es die Regierung wollte, hält die Junge SVP an ihrer Initiative fest.

Stadtzürcher Linke will Leuchtreklamen abstellen und entsorgen
Schweiz

Stadtzürcher Linke will Leuchtreklamen abstellen und entsorgen

Die 360 Leuchtdrehsäulen und digitalen Werbeflächen auf dem Grund der Stadt Zürich sollen auf den frühestmöglichen Zeitpunkt ausser Betrieb genommen werden. Das Stadtparlament hat am Mittwochabend einen entsprechenden Vorstoss gutgeheissen.

Bundesrätin Amherd trifft Nato-Generalsekretär Stoltenberg
Schweiz

Bundesrätin Amherd trifft Nato-Generalsekretär Stoltenberg

Bundesrätin Viola Amherd trifft am Mittwoch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel. Anschliessend wird sie sich mit Vertreterinnen und Vertreter des Nordatlantikrates austauschen.

Wieder Proteste gegen Rentenreform - 46 Festnahmen in Paris
International

Wieder Proteste gegen Rentenreform - 46 Festnahmen in Paris

Erneut ist es in mehreren französischen Städten zu gewaltsamen Protesten gegen die beschlossene Rentenreform gekommen.