Australien will Mindestalter für Nutzung sozialer Medien
Noch dieses Jahr solle ein entsprechendes Gesetz im Parlament eingebracht werden. «Das ist eine Geissel», sagte der Labor-Politiker laut Medienberichten über die Wirkung von Online-Netzwerken wie Facebook, Instagram, Tiktok und Co. auf Kinder. Kritik kommt von Fachleuten.
Wie soll das technisch funktionieren?
Wie der Zugang technisch überprüft werden soll, sagte Australiens Premier nicht. Die Regierung teste derzeit verschiedene Möglichkeiten, das Alter der Nutzer kontrollieren zu lassen. Dabei gehe es auch darum, die Plattformen dazu zu bringen, von den Eltern online eine Erlaubnis einzuholen, hiess es in Medienberichten.
Er wolle, dass Kinder eine Kindheit haben, ergänzte der 61-Jährige. «Wir wissen, dass soziale Medien sozialen Schaden anrichten und die Kinder von echten Freunden und echten Erfahrungen fernhalten», fügte Albanese hinzu. «Eltern möchten ihre Kinder weg vom Telefon und auf dem Fussballfeld sehen - ich auch.»
Unterstützung der Opposition
Zuspruch kommt von der Opposition, die die Grenze bei 16 Jahren ansiedeln möchte. «Wir müssen Kindern die Möglichkeit geben, erwachsen zu werden, bevor sie dieser offen gesagt schrecklichen Umgebung der sozialen Medien ausgesetzt werden», meinte der für Kommunikation zuständige Sprecher der Liberalen Partei, David Coleman.
Die Vorsitzende des australischen Psychologenverbandes, Carly Dober, kritisierte das geplante Verbot, weil es ihrer Ansicht nach nicht die grundlegende Problematik beseitige. «Es ist eine Notlösung für ein sehr kompliziertes und tief verwurzeltes Problem», sagte sie der Nachrichtenagentur AAP.
«Es gibt weiterhin Hassreden und zutiefst frauenfeindliche, rassistische und sexistische Inhalte im Internet.» Und Kinder würden weiter mit sehr ausgeklügelter Werbung angesprochen, die nur darauf abziele, sie zum Konsum verschiedener Produkte und Dienstleistungen zu bewegen.
Ausserdem werde ausser Acht gelassen, dass Online-Netzwerke jungen Menschen durchaus auch Vorteile bieten könnten, etwa wenn diese aus marginalisierten Kreisen stammten. «LGBTQI, junge Flüchtlinge, behinderte Jugendliche - sie finden dort ein Gefühl der Gemeinschaft, wenn ihre Erfahrungen in der Schule oder in ihrer Umgebung nicht so einladend sind.» LGBTQI steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen, queere sowie intergeschlechtliche Menschen.
Vorstoss wirft Fragen zum Datenschutz auf
Schon bei den ersten Forderungen nach einem Mindestalter für den Zugang zu Online-Netzen machten Fachleute seinerzeit auf eine andere Hürde aufmerksam. So bestehe ein ernstes Problem mit dem Datenschutz, wenn Eltern nun von den Plattformen aufgefordert werden müssten, mit ihrer Erlaubnis auch das Alter ihrer Kinder offenzulegen, warnte Daniel Angus, Professor für digitale Kommunikation an der Technischen Universität Queensland, im Sender ABC. Ausserdem könnten die Plattformen Wege finden, ein Verbot zu umgehen.
Ähnlich äusserte sich Belinda Barnett, Dozentin an der Swinburne Universität: «Als Elternteil und als Forscherin auf dem Gebiet sozialer Medien finde ich die Idee einer Altersbeschränkung für Kinder gut», sagte sie. «Aber es ist eigentlich unmöglich, dies umzusetzen, ohne Informationen über australische Bürger zu sammeln, die wir den Social-Media-Plattformen vielleicht lieber nicht geben sollten.»
Premier Albanese hingegen betont, die Sicherheit und die geistige und körperliche Gesundheit der jungen Menschen müssten oberste Priorität haben. «Genug ist genug», sagte er. Soziale Medien und digitale Plattformen müssten ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden.
Als Beispiel für den landesweiten Vorstoss gilt den Berichten nach eine ähnliche Initiative des Bundesstaates South Australia, wo der Zugang zu sozialen Netzwerken erst ab 14 Jahren gestattet werden soll. Für 14- und 15-Jährige soll zudem eine Erlaubnis der Eltern erforderlich sein.
Vergleich mit Zigaretten und Alkohol
Netzwerke wie Facebook, Instagram und Tiktok müssten somit Massnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass Kinder darauf Zugriff haben, sagte South Australias Regierungschef Peter Malinauskas Medienberichten zufolge. Wie bei Zigaretten und Alkohol müsse die Regierung einschreiten, wenn ein Produkt Kindern schaden könne.