Das Bündner Dorf Brienz darf ab Sonntag nicht mehr betreten werden
Die rund 80 Einwohnerinnen und Einwohner von Brienz müssen innerhalb von eineinhalb Jahren zum zweiten Mal ihre Häuser verlassen. 1,2 Millionen Kubikmeter Schutt oberhalb des Dorfes bewegen sich talwärts und drohen das Bergdorf zu zerstören.
Die Gemeinde Albula, zu der das Dorf Brienz gehört, unterstützte die Betroffenen bei der Suche nach vorübergehenden Wohnmöglichkeiten. Eine Rückkehr nach Brienz ist voraussichtlich erst im Frühjahr 2025 möglich.
Das Zutrittsverbot gilt auch für die Feuerwehr
Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere werden umgesiedelt: Ein Teil des Viehs wurde auf den Plantahof in Lanquart gebracht, andere Tiere werden verschiedenen Bauernhöfen anvertraut.
Auch der 500 Jahre alte spätgotische Altar ist ein zweites Mal aus der Kirche St. Calixtus in Sicherheit gebracht worden. Zudem wurde auch das Brienzer Ortsarchiv abtransportiert.
Das Betretungsverbot der Gefahrenzone rund um Brienz gilt grundsätzlich auch für die Feuerwehr. Käme es in Brienz zu einem Brand, rückt sie nur aus, wenn Frühwarnsysteme und Einsatzleitung feststellen, dass ein Einsatz vertretbar wäre.
«Können wir eine Gefährdung durch den Berg für unsere Leute nicht ausschliessen, rücken wir nicht in die Gefahrenzone vor», erklärte ein Feuerwehrinspektor in einem Bulletin der Gemeinde Albula. Dieser Entscheid fusse auf den in der Schweiz geltenden Prioritäten für Feuerwehreinsätze: An erster Stelle stehe der Mensch, dann die Tiere, die Umwelt und erst an vierter Stelle die Sachwerte.
Erster Felssturz kam vor dem Ort zum Stillstand
Die Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz mussten ihre Häuser bereits im Mai 2023 verlassen. Damals drohte ein Felssturz, das ganze Dorf fortzureissen.
In der Nacht zum 16. Juni 2023 schossen schliesslich riesige Gesteinsmengen den Hang hinab und begruben eine Strasse und Wiesen meterhoch unter Schutt. Die Gesteinsmassen kamen nur wenige Meter vor dem Ort zum Stillstand.