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Jüdisches Museum Hohenems zeigt arabisch-jüdische Geschichte

Ausstellung

Jüdisches Museum Hohenems zeigt arabisch-jüdische Geschichte

22. Oktober 2024, 09:30 Uhr
Bis im August 2025 ist im Jüdischen Museum Hohenems neben der permanenten Ausstellung «Yalla. Arabisch-jüdische Berührungen» zu sehen.
© Jüdisches Museum Hohenems/Walser Fotografie
Im Jüdischen Museum in Hohenems (A) hat kürzlich eine Ausstellung zur arabisch-jüdischen Beziehungsgeschichte eröffnet. «Yalla» zeigt die vielfältigen und zahlreichen Begegnungen von arabischen und jüdischen Lebenswelten über die Jahrhunderte. Zentral sind die Werke von sieben jüdischen Künstlerinnen und Künstlern mit arabischen Wurzeln.

Warum fällt es trotz der reichen und vielschichtigen Geschichte arabisch-jüdischer Lebenswelten so schwer, beide Zuschreibungen - arabisch und jüdisch - zusammenzudenken? Diese Frage dient als Ausgangspunkt zur neuen Ausstellung «Yalla. Arabisch-jüdische Berührungen» im Jüdischen Museum in Hohenems.

Die Ausstellung begegnet dieser Frage auf zwei Arten. Besucherinnen und Besucher können sich in einer «Timeline» über historische Schlüsselelemente in der arabisch-jüdischen Geschichte informieren.

So werden fruchtbare und produktive Episoden gezeigt. Etwa, als das jüdische Leben in Teilen der iberischen Halbinsel zwischen 912 und 1140 unter muslimischer Herrschaft zwischenzeitlich aufblühte und sich gemäss dem Ausstellungstext «eine vielfältige arabisch-jüdische Kultur» entwickelte.

Erinnerungen an Beirut

Aber auch spannungsgeladene und konfliktreiche Ereignisse werden thematisiert. Beispielsweise, dass die jüdische Minderheit 1840 in Damaskus für das Verschwinden eines katholischen Priesters verantwortlich gemacht wurde. In der Folge kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen Jüdinnen und Juden in vielen arabischen Ländern.

Der zweite Erzählstrang in der Ausstellung wird von sieben jüdischen Künstlerinnen und Künstlern mit arabischen Wurzeln geprägt. Anhand ihrer Werke und verschiedener Themen wie Sprache, Architektur, Musik oder Essen werden arabisch-jüdische Berührungen aus Sicht der Künstlerinnen und Künstler gezeigt.

Der multimediale Künstler Dor Zlekha Levy etwa zeigt das Werk «Shomer». Darin greift er die architektonischen Strukturen und die Geschichte der Magen Abraham Synagoge in Beirut, Libanon, auf. Während die digitale Rekonstruktion des Gebäudes in einem Film gezeigt wird, sind gleichzeitig die Erinnerungen eines im Libanon geborenen Israeli zu hören.

Er spricht über seine Kindheitserinnerungen in Beirut, über die Auswanderung aus dem Libanon und wie er später als israelischer Soldat im ersten Libanonkrieg 1982 in die Stadt zurückkehrte.

Nur noch drei Juden in Ägypten

Die Künstlerin und Filmemacherin Dana Flora Levy gibt in ihrem Film «Fatherland Archives» einen Einblick in das Leben der jüdischen Gemeinde im ägyptischen Kairo. 1950 lebten gemäss dem Film rund 80'000 Jüdinnen und Juden in Ägypten, 2024 nur noch drei.

Mitglieder ihrer Familie erinnern sich in der Dokumentation an das Leben in der ägyptischen Hauptstadt. Zudem ist Musik zu hören, die Levys Vater und seine in Ägypten geborenen Geschwister komponiert haben.

Unerwartete Einblicke gibt auch der Künstler Tamir Zadok. Besucherinnen und Besucher der Ausstellung können Zadok begleiten, wie er in Kairo versucht, Werke des französischen Malers Charduval aufzuspüren. Bei Charduval soll es sich in Wirklichkeit um einen Agenten des israelischen Auslandsgeheimdienstes gehandelt haben, der seine Werke letztlich in einem ägyptischen Museum ausstellte. Offen gelassen wird, was an der Geschichte Realität und was Fiktion ist.

Aufforderung an die Wissenschaft

Zurück zur Ausgangsfrage, warum es schwer fällt, arabisch-jüdische Zuschreibungen zusammenzudenken: «Mit dem Kolonialismus und dem arabischen und jüdischen Nationalismus und der israelischen Staatsgründung ist aus der fruchtbaren Beziehung ein blutiger Gegensatz geworden, aber das ist ja nicht naturgegeben», sagte Hanno Loewy dazu gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Loewy ist Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems und hat die Konzipierung der Ausstellung von Anfang an begleitet.

Aus seiner Sicht wäre es «politisch segensreich», wenn es zu einer Wiederentdeckung des arabisch-jüdischen Erbes kommen würde. In zahlreichen Gesprächen mit Freunden in Israel sei ihm aufgefallen, dass in der israelischen Perspektive die Erinnerung der arabischstämmigen Juden kaum vorkomme. Und wenn, dann oftmals nur, wie Jüdinnen und Juden aus einigen arabischen Ländern vertrieben wurden.

Auch in der Wissenschaft werde arabisch-jüdisch selten zusammengedacht, so Loewy weiter. «Unsere Ausstellung soll also auch eine Aufforderung an die Museumswelt sein, sich diesem Thema endlich einmal anzunehmen», so Loewy weiter.

Quelle: sda
veröffentlicht: 22. Oktober 2024 09:30
aktualisiert: 22. Oktober 2024 09:30