Jugendliche geraten online immer früher mit Gesetz in Konflikt
Im Jahr 2022 zählte die Oberjugendanwaltschaft 245 Jugendliche, die wegen Pornografie verzeigt wurden. Durchschnittlich waren diese 13,5 Jahre alt (Vorjahr: 13,9 Jahre).
Die Zahl der wegen Pornografie verzeigten Minderjährigen stieg damit zum ersten Mal wieder an, nachdem sie nach dem erreichten Rekordstand im Jahr 2019 mit 278 Verzeigungen zweimal gefallen war.
In zwei von drei Fällen leiteten die Jugendlichen pornografisches Material - Fotos, Videos oder Stickers - weiter, etwa über Social Media oder in Klassen-Chats. Meist handelte es sich dabei gemäss Mitteilung um auch für Erwachsene verbotene Pornografie.
In jedem sechsten Fall hatten die Jugendlichen das Material selbst hergestellt. Während es früher primär Mädchen waren, welche sich auf Nachfrage selbst fotografiert oder gefilmt hatten, sind es mittlerweile in fünf von acht Fällen Jungs.
Während sich unter anderem auf Smartphones von Jugendlichen mehr pornografisches Material fand, nahm die Zahl der registrierten Gewaltdarstellungen zum dritten Mal in Folge ab. 2022 wurden deswegen 49 Jugendliche verzeigt, die im Durchschnitt 14,7 Jahre alt waren (Vorjahr: 67 Jugendliche; 14,8 Jahre). Jede vierte Darstellung hatten die Beschuldigten selbst hergestellt; sie filmten vor allem Schlägereien und Angriffe.
Kaum Veränderungen gab es gemäss Oberjugendanwaltschaft bei online festgestellten Ehrverletzungen. So wurden sowohl 2021 als auch 2022 rund 25 Jugendliche wegen Verleumdung, Beschimpfung oder übler Nachrede im digitalen Raum verzeigt. Viermal mehr Jugendliche wurden wegen «klassischer» Ehrverletzungen - also von Angesicht zu Angesicht - verzeigt.
Auch Drohungen und Nötigungen kamen mehrheitlich in der realen Welt vor. Insgesamt 138 Jugendliche wurden 2022 wegen Drohungen verzeigt. In 23 Prozent dieser Fälle waren diese in einer Textnachricht oder über einen anderen digitalen Kanal erfolgt. Bei den insgesamt 93 verzeigten Nötigungen fanden 15 Prozent im digitalen Raum statt.
Die Oberjugendanwaltschaft des Kantons Zürich publiziert ihre Daten zum missbräuchlichen Medienkonsum seit 2016. Sie will damit Eltern und Jugendliche für die Möglichkeiten und Gefahren des Internets sensibilisieren. «Denn unüberlegtes Onlineverhalten lässt sich kaum mehr rückgängig machen.»