Kriegsverbrechen: Australien erkennt Verdienstmedaillen ab
Unter dem Kommando der Offiziere sollen Soldaten im Rahmen des internationalen Militäreinsatzes am Hindukusch unrechtmässig Menschen getötet haben. Dies war aus einem 2020 veröffentlichten Bericht («Brereton Report») hervorgegangen, der das Verhalten einer australischen Sondereinheit in Afghanistan zwischen 2005 und 2016 untersucht hatte.
Die Regierung teilte mit, dass sowohl aktiven als auch ehemaligen Mitgliedern der Streitkräfte ihre Verdienstmedaillen aberkannt würden. Ihre genaue Zahl blieb offen, es handele sich aber um weniger als zehn Offiziere.
Der frühere Oberbefehlshaber Angus Campbell, der für seine Leistungen mit dem Distinguished Service Cross (DSC) ausgezeichnet wurde, sei nicht unter den betroffenen Militärs, hiess es. Campbell hatte bei der Veröffentlichung des Berichts von einer «beschämenden Bilanz» einer «egozentrischen Kriegerkultur» gesprochen. Campbell entschuldigte sich beim afghanischen Volk «für jegliches Fehlverhalten australischer Soldaten».
Was steht in dem Bericht?
In dem Bericht wurden schwere Vorwürfe gegen 25 Mitglieder der Sondereinheit SAS erhoben. Sie sollen mindestens 39 Gefangene oder Zivilisten «unrechtmässig» getötet haben. Der Bericht stellte «toxisches Konkurrenzdenken» innerhalb der Einheit fest.
Dies habe dazu geführt, dass einige Soldaten Verfahren abgekürzt und Regeln ignoriert hätten. Keine der Tötungen sei in der Hitze des Gefechts geschehen. «Das wird immer eine nationale Schande bleiben», sagte Marles im Parlament.
Im vergangenen Jahr war erstmals ein ehemaliger Soldat wegen Kriegsverbrechen während seiner Dienstzeit am Hindukusch festgenommen worden. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.
Australien hatte sich in Afghanistan viele Jahre lang an dem internationalen Militäreinsatz beteiligt. Nach dem Abzug der ausländischen Truppen sind dort seit Sommer 2020 wieder die islamistischen Taliban an der Macht.