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Mehr als 1000 Tote bei Erdbeben in Marokko

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Mehr als 1000 Tote bei Erdbeben in Marokko

9. September 2023, 15:35 Uhr
Ein Haus, das bei einem Erdbeben beschädigt wurde. Ein schweres Erdbeben hat Marokko erschüttert und Hunderte Todesopfer gefordert. Foto: Mosa'ab Elshamy/AP/dpa
© Keystone/AP/Mosa'ab Elshamy
Ein schweres Erdbeben hat Marokko erschüttert - die Zahl der Toten stieg am Samstagnachmittag auf mehr als 1000. Die Naturkatastrophe richtete schwere Schäden in Teilen des nordafrikanischen Landes an. In Gebieten vom Atlasgebirge bis zur Altstadt von Marrakesch wurden Gebäude teils völlig zerstört und berühmte Kulturdenkmäler beschädigt. In Deutschland und anderen Ländern bereiteten sich Hilfskräfte auf Rettungseinsätze vor.

Die Vorbereitungen des Technischen Hilfswerks (THW) liefen bereits, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. «Sobald wir mehr Informationen haben, welche Hilfe konkret benötigt wird, können wir unsere Spezialisten nach Marokko entsenden.» Einem Sprecher des THW zufolge sind etwa Bergungsteams oder Wasseraufbereitungsanlagen denkbar.

Die Lage sei noch sehr unübersichtlich, teilte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit. «Fest steht aber, die Menschen in den Katastrophenregionen brauchen nun dringend humanitäre Hilfe», sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter laut einer Mitteilung. Das Hilfswerk Action Medeor stand nach eigenen Angaben mit Partnerorganisationen in Kontakt.

Das Beben ereignete sich am späten Freitagabend um 23.11 Uhr Ortszeit und dauerte mehrere Sekunden. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte es eine Stärke von 6,8, laut dem Helmholtz-Zentrum Potsdam 6,9. Das Epizentrum lag gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge. Dem USGS zufolge ereignete sich das Beben in einer Tiefe von 18,5 Kilometern. Erdbeben in einer solch geringen Tiefe sind laut Experten besonders gefährlich.

Offiziellen Angaben vom Samstagmittag zufolge sind bei dem Beben mindestens 820 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 672 weitere Menschen erlitten laut Innenministerium Verletzungen. In der Bevölkerung brach in der Nacht teilweise Panik aus.

Auf Bildern und Videos in sozialen Netzwerken waren Trümmerhaufen, zerstörte Gebäude und beschädigte Teile der berühmten roten Mauern zu sehen, die die Altstadt von Marrakesch umgeben, ein Unesco-Weltkulturerbe. Andere Videos zeigten schreiende Menschen, die Restaurants in der Stadt verliessen. Aus vielen Provinzen wurden Tote gemeldet. Kurz nach dem ersten Beben kam es zu einem Nachbeben der Stärke 4,9. Aus Angst vor weiteren Erschütterungen blieben viele im Freien. Bewohner standen in Strassen oder kauerten auf Gehwegen.

Rettungskräfte suchten unter den Trümmern nach Überlebenden. Es wurde befürchtet, dass die offizielle Zahl der Opfer weiter steigt, wenn die Einsatzkräfte entlegene Regionen erreichen. Die marokkanische Nachrichtenseite Hespress berichtete unter Berufung auf das Innenministerium, die Streitkräfte und der Zivilschutz setzten alle Mittel ein, um Hilfe zu leisten und die Schäden zu begutachten. Demnach gibt es die meisten Schäden ausserhalb der Städte.

Das Beben sei in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren gewesen, sagte Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP. Es sei das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert worden sei.

Die Erschütterung riss auch in Spanien und Portugal Menschen aus dem Schlaf. Auch in Algerien war es zu spüren. Ob es Schäden oder Opfer gab, wurde nicht bekannt.

International war die Betroffenheit gross. Bundeskanzler Olaf Scholz drückte sein Mitgefühl aus. «In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei den Opfern des verheerenden Erdbebens», teilte der SPD-Politiker auf der Plattform X (früher Twitter) mit. UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, die Vereinten Nationen stünden bereit, die Regierung Marokkos zu unterstützen.

Auch EU-Ratspräsident Charles Michel sicherte Marokko die Unterstützung der EU zu. Weitere Länder boten humanitäre Hilfe und Unterstützung beim Wiederaufbau an, neben Spanien und Portugal auch Israel und Grossbritannien. Chinas Staatschef Xi Jinping sprach dem König von Marokko sein Beileid aus. Der Papst äusserte in einem Kondolenzschreiben tiefe Trauer. US-Präsident Joe Biden zeigte sich «tieftraurig».

Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan drückte sein Mitgefühl aus. «Wir stehen unseren marokkanischen Geschwistern an diesem schweren Tag mit allen Mitteln zur Seite», schrieb Erdogan auf der Plattform X. Der Südosten seines Landes sowie Syrien waren Anfang Februar selbst von einem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,8 getroffen worden - allein in der Türkei kamen dabei mehr als 50 000 Menschen ums Leben.

Erdbeben treten in Nordafrika nur relativ selten auf. 1960 hatte sich nach Angaben des Senders Al Arabiya in der Nähe von Agadir ein Beben der Stärke 5,8 ereignet, bei dem Tausende Menschen ums Leben gekommen waren. 2004 erschütterte ein Beben der Stärke 6,4 Marokko. Mehr als 600 Menschen kamen damals ums Leben.

Quelle: sda
veröffentlicht: 9. September 2023 15:35
aktualisiert: 9. September 2023 15:35