Merkel äussert sich besorgt über Trump und Musk
«Wenn jemand in der Politik keine Win-win-Situationen zulässt, sondern immer nur Sieger und Verlierer kennt, dann ist das eine sehr schwierige Aufgabe für den Multilateralismus», sagte Merkel dem «Spiegel» über Trump. «Dieses gegenseitige Übertrumpfen» halte sie nicht für eine politische Tugend und sei nicht ihr Stil gewesen. Darüber, dass nicht die Demokratin Kamala Harris die US-Wahl gewonnen habe, empfinde sie Trauer: «Ich hätte es mir anders gewünscht.»
Mit Blick auf Musk sagte Merkel: «Wenn ein Mensch wie er Eigentümer von 60 Prozent aller Satelliten ist, die im Weltraum kreisen, dann muss uns das zusätzlich zu den politischen Fragen enorm beschäftigen.» In den vielen Krisen ihrer Kanzlerschaft sei die Politik die letzte Instanz gewesen, um für Ausgleich zwischen Mächtigen und normalen Bürgern zu sorgen. «Wenn diese letzte Instanz zu stark von Unternehmen beeinflusst wird, ob durch Kapitalmacht oder technologische Fähigkeiten, dann ist das eine ungekannte Herausforderung für uns alle.»
Merkel über Trump: Jede Begegnung ein Wettkampf
Merkel hatte von 2017 bis 2021 zeitgleich mit Trump regiert und war mehrmals mit ihm zusammengetroffen. Trump sei dabei sehr neugierig gewesen und habe Details ganz genau wissen wollen, sagte die frühere Kanzlerin nun. «Aber nur, um sie auf den eigenen Vorteil hin abzutasten, um Argumente zu finden, die ihn stärken und andere schwächen», ergänzte sie.
«Je mehr Menschen im Raum waren, desto grösser war sein Drang, der Sieger zu sein. Man kann mit ihm nicht plaudern, jede Begegnung ist ein Wettkampf: Du oder ich.» Andere Regierungschefs sollten sich diesem Stil auf keinen Fall anpassen, warnte Merkel: «Sonst kriegt man politisch ja gar nichts mehr hin.»
Merkels Memoiren mit dem Titel «Freiheit» erscheinen am Dienstag.