Papst feiert in Osttimor Messe mit Hunderttausenden
An dem Gottesdienst unter freiem Himmel nahe der Hauptstadt Dili nahmen nach Angaben der örtlichen Behörden mehr als 600.000 Gläubige teil. Zudem säumten auf dem Weg dorthin Zehntausende die Strassen. Das sonstige öffentliche Leben lag praktisch lahm. Insgesamt zählt Osttimor etwa 1,5 Millionen Menschen.
Das erst seit 2002 von Indonesien unabhängige Land gehört zusammen mit den Philippinen zu den beiden einzigen Staaten in Südostasien mit einer mehrheitlich christlichen Bevölkerung. Infolge der Kolonialisierung durch Portugal sind fast alle Einwohner katholischen Glaubens. Wegen des Papst-Besuchs blieben alle staatlichen Einrichtungen drei Tage lang geschlossen, auch die Schulen. Zudem waren praktisch alle Geschäfte zu.
Kritik im Vorfeld des Besuchs
Im Vorfeld des Besuchs gab es Kritik, weil der Staat für die Messe auf offenem Gelände mehrere Hektar Land beschlagnahmt hatte. Nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen wurden mehr als 180 Familien umgesiedelt, die dort ihr Zuhause hatten. Auch wegen der Kosten in Millionenhöhe gab es Proteste. In Osttimor leben grosse Teile der Bevölkerung in Armut. In seiner Predigt mahnte Franziskus, Arme nicht im Stich zu lassen.
Bei der Messe war auch Präsident José Ramos-Horta dabei, der 1996 zusammen mit Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo den Friedensnobelpreis erhalten hatte. Der Bischof hingegen gilt inzwischen als unerwünschte Person: Nach Vorwürfen, Jungen sexuell missbraucht zu haben, wurde er vom Vatikan gemassregelt und ist kaum noch zu sehen. In grossen Teilen der Bevölkerung ist Belo allerdings noch beliebt. Franziskus ging auf den Skandal in seiner Predigt nicht ein.
Am Mittwoch reist der 87 Jahre alte Papst nach Singapur weiter. Am Freitag geht es zurück nach Rom. Vorherige Stationen waren Indonesien und Papua-Neuguinea. Die zwölftägige Reise gehört zum Programm des gebürtigen Argentiniers, Länder und Menschen weitab von Rom und an den Rändern der Gesellschaft zu besuchen.