Stadt Zürich ergreift 40 Massnahmen gegen Hitzetage
Überlegungen zur Hitzeminderung seien heute fest in den Arbeitsalltag der städtischen Planung integriert, sagte Gesundheits- und Umweltvorsteher Andreas Hauri (GLP) am Montag vor den Medien. Entsprechende Massnahmen seien bei Strassenbauprojekten «integraler Bestandteil», hielt Tiefbauvorsteherin Simone Brander (SP), von «Standard» sprach Hochbauvorsteher André Odermatt (SP).
Der Baum als Klimaanlage
Es werde mehr extreme Temperaturen geben und die Zahl der Hitzetage und -nächte werde steigen, hielt Hauri fest. «Daran müssen wir unsere Stadt anpassen.» Bäume, die Schatten spenden und durch Verdunstung die Temperaturen in der Umgebung spürbar senken, seien dabei die «besten Klimaanlagen».
Bei Strassenprojekten erhalten Bäume gemäss Brander bessere Bedingungen. Für deren Wurzelbereich stünden nun statt 12 gleich 35 Kubikmeter zur Verfügung. Zudem werde ein eigens entwickeltes Granulat eingesetzt, das den Wuchs im Stadtumfeld fördern soll.
Um das Stadtklima zu verbessern, setzt auch Odermatt bei bestehenden Bauten auf zusätzliche Bäume. Zudem eigne sich dafür auch, Flächen künstlich zu verschatten und zugebaute Böden zu entsiegeln. «Mit diesen drei Massnahmen lassen sich 90 Prozent der möglichen Hitzeminderung erreichen.»
Bäume versperren die Sicht
Allerdings zeigte sich auch, dass hitzemindernde Massnahmen oft in Konkurrenz zu anderen Ansprüchen stünden, heisst es im «Statusbericht zur Umsetzungsperiode 2020-2023 der Fachplanung Hitzeminderung».
So liess sich im Rahmen des Pilotprojekts «Zürich West» die Mehrzahl jener Flächen, die sich auf den ersten Blick für hitzemindernde Umgestaltungen geeignet hätten, gar nicht erste anpassen. Es gebe dafür eine Vielzahl von Gründen, sagte Brander am Montag.
Manchmal hätte ein neuer Baum die Sichtverhältnisse eingeschränkt und die Verkehrsicherheit gefährdet. Andernorts stünden bestehende Werkleitungen den Wurzeln im Weg oder seien die Fahrbahnen zu schmal. Zudem liessen sich nicht alle asphaltierten Flächen aufreissen, weil sie nicht mehr hindernisfrei zu überqueren wären.
Neue Erkenntnisse gewinnen
Auch wenn sich nicht alle Massnahmen umsetzen liessen, zogen die drei Mitglieder des Stadtrates von den ersten vier Jahren «Fachplanung Hitzeminderung» eine positive Bilanz: Es seien viele Erkenntnisse gewonnen worden, weitere sollen noch folgen, hiess es am Montag.
So bewirkte etwa die installierte Nebelwolke auf dem Turbinenplatz an Hitzetagen eine gewisse Abkühlung der Umgebung. Doch blieb der Effekt - unter anderem wegen des Windes - relativ klein. Das Pilotprojekt wurde 2023 beendet und wird nicht fortgesetzt.
Andernorts wird weiter getüftelt: So werden auf dem Dreiecksplatz in Oerlikon, der als grau asphaltierter Parkplatz eine Hitzeinsel ist, untersucht, wie sich die Entsiegelung von Parkfeldern auswirkt. Es werden Materialien wie Naturstein, Beton und Rasengitter in verschiedenen Ausführungen und in Kombinationen mit verschiedenen Saatgutmischungen getestet.
Gemäss Brander liegen erste Erkenntnisse vor, die ihren Niederschlag bereits in Merkblättern gefunden haben. Zwei weitere Messreihen sollen die Wirkungen in den kommenden Jahren bestätigen.
Private Umbauten fördern
Als Schwerpunkte in der nächsten Periode 2024-2027 sollen nun gemäss Statusbericht die konzeptionellen Arbeiten fertiggestellt und Massnahmen für Flächen in nicht-städtischen Eigentum entwickelt werden.
Ein grosses Instrument sind dabei Fördermittel, wie sie mit der Stadtgrün-Initiative bewilligt wurden. So hat der Stadtrat im April eine erste Tranche von 28,2 Millionen Franken bewilligt, um private Eigentümerschaften zu beraten und sie bei der Umsetzung von hitzemindernden Massnahmen zu unterstützen.