Sursee LU feiert den Martinstag mit der Gansabhauet
Die Siegreichen, Giovanni Valetti aus Sursee (das zweite Mal nach 2019) und Bernhard Ackermann aus Oberkirch, gewannen als Preis die geköpfte Gans. Das Spektakel vor dem Rathaus in Sursee wurde von mehreren Tausend Personen verfolgt.
Einfach ist die Aufgabe der Schlägerinnen und Schläger nicht. Ihre Augen sind verbunden, und sie tragen eine Sonnenmaske. Ihr Werkzeug, ein Dragonersäbel, ist stumpf. Sie trinken vor dem Schlag einen Schluck Wein und drehen sich mehrmals um die eigene Achse. Jede Schlägerin und jeder Schläger hat nur einen Versuch. Dann kommt der oder die nächste an die Reihe.
Dass der Brauch heute auch befremdlich wirken kann, weiss die Stadt Sursee, die den Anlass mit dem Gansabhauet-Komitee und der Zunft Heini von Uri organisiert. Sie betont aber, dass er für viele auch eine Wertschätzung gegenüber der Gans ausdrücke. Denn diese sei wegen ihres Fleischs und ihrer Leber sowie wegen ihrer Federn ein wertvolles Tier gewesen.
Rituale mit Gänsen waren am 11. November, dem Martinstag, verbreitet. Angeblich soll sich der bescheidene Heilige Martin in einem Gänsestall versteckt haben, weil er sich vor dem Bischofsamt drücken wollte.
Der Martinstag war in Sursee ein Markttag und ein Tag, an dem den Klöstern St. Urban LU, Muri AG und Einsiedeln SZ, die in Sursee Residenzen unterhielten, in Form von Naturalien der Zehnte abgeliefert werden musste. Es sei plausibel, dass ein Klosterverwalter eine der eingegangenen Gänse auch wieder der Bevölkerung spendiert habe, erklärte die Stadt Sursee.
Seit wann es in Sursee die Gansabhauet gibt, ist unklar. Der Brauch verschwand 1823 und wurde 40 Jahre später wieder eingeführt. Heute ist der Martinstag im Städtchen ein Volksfest. Kinder messen sich im Stangenklettern, Sackhüpfen und «Chäszänne» (Grimassenschneiden, das mit einem Stück Käse belohnt wird). Abgeschlossen wird der Tag mit einem Räbeliechtliumzug und einem aus Wurst und Brot bestehenden Imbiss.