Taliban prüfen Bericht über Dutzende Tote an der Grenze
Zur Untersuchung des Vorfalls sei eine Delegation ernannt worden, schrieb Vize-Regierungssprecher Hamdullah Fitrat auf der Plattform X. Das Team arbeite seit der Beauftragung am Mittwoch bereits unermüdlich an der Aufklärung.
Hintergrund ist ein Bericht eines kleinen iranischen Webportals, das sich vor allem mit der Menschenrechtssituation in der Grenzprovinz Sistan und Belutschistan befasst. Das Portal Hal Wasch hatte unter Berufung auf zwei Augenzeugen berichtet, das iranische Grenzsoldaten rund 260 Afghanen getötet hätten. Der Vorfall, der sich bereits am Sonntag ereignet haben soll, konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Iran weist Berichte entschieden zurück
Der Kommandeur der Grenzschutztruppen in der betroffenen Provinz wies den Bericht entschieden zurück, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna meldete. Irans Botschafter in Afghanistan erklärte auf X, die Islamische Republik sei entschlossen, illegale Flüchtlinge zurückzuschicken und gegen ihre Einreise an allen Grenzübergängen vorzugehen. Dabei handele der Iran aber gesetzeskonform und im Sinne der guten Nachbarschaft, schrieb er.
Der UN-Sondergesandte für Menschenrechte in Afghanistan, Richard Bennett, zeigte sich besorgt über die Berichte. In einem Post auf X forderte er die Behörden zu «transparenten Ermittlungen» auf. Klarheit sei dringend erforderlich, fügte er hinzu.
Mehr als 900 Kilometer lange Grenze zwischen beiden Ländern
Seit Monaten toben im Iran Debatten über die hohe Zahl geflüchteter Menschen aus Afghanistan, die das Nachbarland nach der Machtübernahme der Taliban vor drei Jahren in Scharen verliessen. Bis Ende März 2025 will die Regierung rund zwei Millionen Ausländer ohne gültigen Aufenthaltsstatus abschieben. Die Nachbarländer teilen sich eine mehr als 900 Kilometer lange Grenze in teils unbewohnten Gebieten, was Grenzkontrollen erschwert. Der Iran baut unterdessen im Nordosten des Landes einen bewachten Grenzwall.
Im Iran leben nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks fast 4,5 Millionen Afghanen, viele davon ohne legalen Aufenthaltsstatus. Iranischen Medienberichten zufolge könnten es aber auch sechs oder acht Millionen Afghanen sein. In den Metropolen arbeiten viele von ihnen im Niedriglohnsektor, etwa in kleinen Supermärkten oder auf Baustellen.