Die Rapperswil-Jona Lakers surfen auf der Schwedenwelle
Noch selten passte das Bild vom halbvollen oder halbleeren Glas so gut wie aktuell bei den Rapperswil-Jona Lakers. Nie ging man in der laufenden Saison mit leeren Händen vom Eis, doch nach vier Siegen zum Auftakt verlor man die letzten drei Partien in der Verlängerung oder - wie am Dienstagabend beim Meister ZSC Lions - zweimal im Penaltyschiessen. «Wir haben gerade verloren, natürlich bin ich nicht zufrieden», sagt denn auch Cheftrainer Stefan Hedlund vor der Gästegarderobe in Zürich-Altstetten gegenüber Keystone-SDA.
Völlig unzufrieden sieht der 49-jährige Schwede allerdings auch nicht aus. Das Auftreten seiner Mannschaft macht ihm durchaus Freude. Das ist nach der schwierigen letzten Saison, als lange sogar der Fall ins Playout drohte und eine Playoff-Qualifikation in weiter Ferne lag, alles andere als selbstverständlich. «Trainer Stefan Hedlund ist angezählt, über dem Lido kreisen die Geier», schrieb der «Blick» in seiner Saisonvorschau. Erschwerend hinzu kam die ungeplante und späte Rückkehr in die Heimat des tschechischen Captains und Offensivgenies Roman Cervenka.
Eine neue Dynamik
Vielleicht entpuppt sich diese vermeintliche Schwächung nun aber sogar als Glücksfall. Jedem war klar, dass die Überfigur der letzten fünf Jahre nicht eins zu eins zu ersetzen war, ein Spieler von Cervenkas Güteklasse liegt im Budget der Lakers eigentlich gar nicht drin. Stattdessen legten alle anderen nochmals eine Schippe drauf. «Das hat uns motiviert, um nochmals etwas besser zu werden», glaubt Stürmer Sandro Zangger, der in Zürich mit seinem 2:3 den Startschuss zur Aufholjagd im letzten Drittel gab, dank der die Lakers wenigstens noch einen Punkt holten. «Man kann ihn nicht wirklich ersetzen, aber es war für uns ein Ansporn, sich neu zu formieren», so Zangger.
Sportchef Janick Steinmann gelang es vorzüglich, das Team neu aufzustellen. Gleich vier neue Schweden stiessen zum Verein, sodass das Ausländerseptett nun aus sechs Schweden sowie dem Dänen Nicklas Jensen besteht. Zangger lobt die Neuverpflichtungen. «Wir haben wirklich sehr gute Charaktere im Team», schwärmt der 30-Jährige gebürtige Joner. «Wir gehen oft zusammen zum Mittagessen, es ist eine andere Dynamik da als letztes Jahr.»
Die Tatsache, dass bereits ein Trainer, zwei Assistenten und zwei Spieler aus Schweden da waren, habe es für die Neuen sicher einfacher gemacht, sich einzuleben. Für Coach Hedlund steht die Nationalität allerdings nicht im Vordergrund. «Wo jemand geboren ist, ist für uns zweitrangig», betont der Cheftrainer aus der Hockey-Hochburg Lulea im Norden Schwedens, der seine vierte Saison in Rapperswil an der Bande steht. «Als kleine Organisation mit limitiertem Budget ist es für uns sehr wichtig, dass unsere Ausländer zuallererst phänomenale Menschen sind, die in unser Gefüge passen und in zweiter Linie phänomenale Hockeyspieler.»
Als Teamspieler erzogen
Genau im ersten Punkt kommen jedoch die Vorzüge seiner Landsleute besonders zum Vorschein. «Die meisten Schweden sind sehr teamorientiert und fügen sich gut in eine Gruppe ein», erklärt Hedlund. «Sie wachsen mit einer guten Arbeitsmentalität auf und sind echte Teamplayer, genau das brauchen wir als bescheidene Organisation.» Der Coach streicht allerdings heraus, dass dies nicht nur für «seine» Skandinavier gelte. «Auch die anderen Mitglieder unseres Vereins sind phänomenale Typen.»
Das Wort «phänomenal» fällt ein paar Mal bei Stefan Hedlund. Abheben will er deswegen aber noch nicht. «Es ist noch zu früh, um zu sagen, wo wir stehen.» Aber: «Wir sind sicher ein harter Gegner für alle. Die Spieler arbeiten hart, sie halten zusammen und ich mag die Einstellung meines Teams. Da ist viel Charakter drin, vielleicht ist das der grösste Unterschied zum letzten Jahr.»
Wieder einmal mit Sieg belohnen
Aber, fügt der Trainer an. «Wir haben jetzt dreimal in Folge verloren, es ist bei Weitem nicht alles perfekt.» Er wünsche sich, dass seine Spieler für ihre Arbeit auch wieder mit einem Sieg statt nur einem Punkt belohnt würden.
Die nächste Chance bietet sich am Freitag zuhause gegen die SCL Tigers. Da würde ein Punkt mit Sicherheit nicht mehr gleich positiv bewertet wie auswärts in Davos oder Zürich. Die Langnauer sind zuhause zwar noch ungeschlagen, auswärts haben sie aber noch keinen Punkt geholt und erst drei Tore geschossen.