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Mit Hühnerhaut und Feuer zum Klassenerhalt

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Mit Hühnerhaut und Feuer zum Klassenerhalt

11. April 2024, 05:01 Uhr
Die Sterne verblassen langsam, doch Marco Schällibaum will die Werte des «alten» GC wieder aufleben lassen
© KEYSTONE/ENNIO LEANZA
Marco Schällibaum ist zurück - nicht mehr im Hardturm, sondern auf dem Campus in Niederhasli. Beim ehemaligen GC-Buben löst die Herkulesaufgabe beim abstiegsgefährdeten Traditionsklub Hühnerhaut aus.

Irgendwann sagt Marco Schällibaum am Mittwochnachmittag nicht ganz ernsthaft, aber wohl ehrlich: «Ich habe Hunger, ich habe noch nichts gegessen.» Im Medienraum auf dem GC-Campus in der Zürcher Provinz ist wieder einmal Hochbetrieb. Das ist für den Rekordmeister kein gutes Zeichen. Es geht um das blanke Überleben in der Super League. Der Hoffnungsträger heisst Marco Schällibaum. Er soll den Zweitletzten der Tabelle in den verbleibenden sieben Spielen - oder einer allfälligen Barrage - vor dem Abstieg in die Challenge League retten.

Am Samstag, einen Tag vor der 2:3-Niederlage in Yverdon, die Bruno Berner den Trainerjob kostete, wurde Schällibaum 62-jährig. Danach musste es schnell gehen, denn der im Quartier Seebach gross gewordene Zürcher stand noch bis Ende Saison unter Vertrag - ausgerechnet bei Yverdon, wo er im Oktober völlig überraschend und trotz guter Resultate nicht mehr erwünscht war.

Der Wunschkandidat

Schällibaum war der Wunschkandidat der sportlichen Führung der Grasshoppers. «Wir wollten einen Mann mit Erfahrung, der die Schweizer Liga kennt und das Feuer wieder entfachen kann», erläutert Sportchef Stephan Schwarz, der seinen Posten erst vor zwei Wochen im Nachgang des Besitzerwechsels bei GC übernommen hat. Über die Modalitäten der Freigabe mit Yverdon sowie die Laufzeit des Vertrages will der Deutsche nichts verraten.

Schällibaum erfüllt das Profil perfekt. Er ist mit seiner emotionalen Art, die ihm allerdings auch schon die eine oder andere Sperre eingetragen hat, einer, der oft in kurzer Zeit Resultate geliefert hat. Für den ehemaligen GC-Aussenverteidiger und 31-fachen Schweizer Internationalen ist es eine Rückkehr zu den Wurzeln. Inklusive Junioren-Zeit war er 13 Jahren bei den Zürchern aktiv. «GC hat mir viel gegeben. Es ist eine Zeit, die mich geprägt hat», betont Schällibaum. «GC war immer in meinem Herzen. Es ist für mich eine sehr spezielle Situation. Als ich heute (Mittwoch) erstmals vor der Mannschaft stand, hatte ich Hühnerhaut.»

Der Sekundenentscheid

Als Trainer ist Schällibaum nach vielen Stationen in allen Sprachregionen der Schweiz sowie in Montreal erstmals wieder in Zürich. Über die Schwierigkeit seiner Aufgabe macht er sich keine Illusionen. Dennoch habe er «nicht viele Sekunden» gebraucht, um auf die Anfrage zuzusagen. Er wolle seinen moralisch angeschlagenen Spielern wieder Selbstvertrauen einflössen und mutig auftreten.

Zunächst warten mit Lugano am Samstag zuhause und dann Servette auswärts noch einmal zwei grosse Brocken auf GC, ehe in der Abstiegsrunde weitere fünf Runden anstehen. Sechs respektive sieben Punkte müsste man auf Basel beziehungsweise Yverdon aufholen, um der Barrage gegen den Zweiten der Challenge League, Thun oder Sion, noch zu entgehen. Angesichts von sieben Spielen mit nur zwei Punkten seit Mitte Februar ist es erstaunlich, dass der Trainerwechsel nicht schon früher erfolgt ist.

Die intakte Mannschaft

Über Vorgänger Berner, auch er ein GC-Bub, verliert trotz allem keiner ein böses Wort. «Ich habe keine kaputte Mannschaft angetroffen», versichert Schällibaum. «Jeder leidet, aber jeder will. Wir können zwar keinen Titel holen. Aber auch mit dem Klassenerhalt könnten wir etwas Grosses schaffen.»

Als man die Interview-Runde beenden will, damit Schällibaum doch noch etwas in den Bauch bekommt, legt er sein Veto ein. «Nein, das geht nicht, dass manche nicht dran kommen», macht er klar. Dass er auch mit 62 Jahren noch hungrig ist, steht ausser Frage. Doch liegt seine Priorität darin, den Hunger der Medien (und der Fans) zu stillen. Ein wahrhaft blau-weisses Herz eben.

Über dem GC-Campus weicht die Sonne derweil wieder Wolken, die Sturm ankündigen. Hoffentlich kein schlechtes Omen.

Quelle: sda
veröffentlicht: 11. April 2024 05:01
aktualisiert: 11. April 2024 05:01