Reformbewegung richtet weitere Forderung ans Bistum St. Gallen
Die Bewegung «Reformen jetzt» wurde im September als Reaktion auf die Studie über den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche gegründet. Die Initiative startete mit einem offenen Brief an das Bistum, der als Zeitungsinserat veröffentlicht wurde. Darin werden Reformen unter anderem bei der Sexualmoral, dem Priesterbild oder der Personalpolitik verlangt.
Anfangs Oktober stellten dann Vertreterinnen und Vertreter der Bewegung an einer Medienorientierung zwei konkrete Reformvorstösse vor. Es ging darin um einen stärkeren Einbezug der Basis vor einer Bischofswahl sowie um mehr Gleichberechtigung zwischen Priestern und nicht-geweihten Theologinnen und Theologen.
Nun kommt eine dritte Forderung dazu, in der es um die Respektierung des Privatlebens geht. Es müsse an adäquater Stelle explizit festgehalten werden, dass die sexuelle Identität und Orientierung sowie die partnerschaftliche Lebensform kein Kriterium für eine Anstellung im kirchlichen Dienst mehr sein dürfe, heisst es in der Mitteilung von «Reformen jetzt» vom Donnerstag.
Praxis adäquat festschreiben
Die Praxis im Bistum St. Gallen scheine «vordergründig» eine Vielfalt an Lebens- und Beziehungsformen unter kirchlichen Mitarbeitenden zuzulassen. In Dokumentationen werde aber weiterhin festgehalten, dass eine Übereinstimmung der Lebensform mit einer kirchenrechtlichen Form zu prüfen sei - «ohne dies zu konkretisieren».
Am Donnerstag reagierte das Bistum mit einem Communiqué. Es habe ein Gespräch mit den Initiantinnen und Initianten der Bewegung gegeben, heisst es darin. «Bischof und Bistumsleitung sehen und anerkennen die Initiative als einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Kirche.»
Der Reformvorstoss «Privatleben respektieren» sei der Bistumsleitung bekannt. Die Bistümer der Deutschschweiz befänden sich in dieser Frage in einem Prozess, «um einen Konsens und gemeinsame Standards zu erarbeiten».