St. Galler Stiftsbibliothek leiht wertvolle Handschriften aus
Das Kloster Reichenau auf der gleichnamigen Insel im Untersee bei Konstanz war im Mittelalter eines der wichtigsten kulturellen und politischen Zentren. Heute ist die «Klosterinsel Reichenau» wie der St. Galler Stiftsbezirk als Unesco Weltkulturerbe anerkannt.
Die Klosterschreibstube habe zu den anspruchsvollsten Buchproduzenten des Frühmittelalter gehört, heisst es zur geplanten Ausstellung. Im Skriptorium seien einige der wertvollsten Handschriften der Welt entstanden. Zum Kloster St. Gallen gibt es deshalb viele Parallelen.
Die engen Verbindungen belegen auch die beiden Bücher mit Handschriften, die die Stiftsbibliothek aus ihren Beständen ausleihen will. Eines davon ist das um 830 entstandene Wolfcoz-Evangelistar. Es enthält wichtige Texte der vier Evangelien.
13 Handschriften für die Ausstellung
Lange wurde angenommen, dass das Werk in St. Gallen geschrieben wurde. Neuere Forschungen zeigen aber, dass es auf der Reichenau entstanden ist. Es gehe dabei «um ein Stück Wissenschaftsgeschichte», sagte Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums, an der Medieninformation.
Beim zweiten Werks handelt es sich um eine der wichtigsten Abschriften der Benediktregeln, verfertigt im beginnenden 9. Jahrhundert. Es ist die älteste noch erhaltenen Handschrift dieser Grundlagen, die das Leben in vielen Klöstern bestimmten. Die St. Galler Ausgabe ist die Kopie einer frühen Abschrift aus Reichenau, die nicht erhalten geblieben ist.
Die Vorbereitungen für die Ausstellung im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz laufen schon mehrere Jahre. Unter anderem seien die konservatorischen Bedingungen genau abgeklärt worden, erklärte der stellvertretende St. Galler Stiftsbibliothekar Philipp Lenz. Dabei geht es um das Vermeiden von Temperaturschwankungen und um den Lichteinfall. Insgesamt leiht die Stiftsbibliothek 13 Handschriften aus.