Zivilschutz schaufelt Schlamm im Erdrutschdorf Schwanden GL
Lastwagen um Lastwagen beladen mit Schlamm rollt am Dienstag bei einer Besichtigung für die Medien aus dem betroffenen Siedlungsgebiet. In den Engen Strassen und Gassen rangieren grosse und kleine Bagger und Pneulader. Mittendrin 20 Glarner Zivilschützer mit Kleinmaschinen und Schaufeln, mit Schlamm bespritzt bis zu den Schultern.
Ausnahmslos alle haben sich freiwillig zum Einsatz gemeldet. Dieser ist für eine Woche angelegt mit einer weiteren provisorischen Woche als Reserve, wie Thomas Gabathuler, Glarner Hauptabteilungsleiter Militär und Zivilschutz, vor Ort einem Journalisten der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärt. Die Diensttage würden über den Bund abgerechnet.
Nachdem die Gemeinde die Strassen freigeräumt habe, würden die Zivilschützer die Zugänge zu den Häusern freilegen und den Schlamm aus den Gebäuden entfernen, erklärt der Glarner Zivilschutzchef Pierre Weidmann. Das gehe oft nur mit Schaufeln. «Die Arbeit ist nicht ungefährlich, nicht zuletzt wegen der vielen Baufahrzeuge und Lastwagen in den Gassen», berichtet er.
Messgeräte und Wachposten
Der Erdrutschhang über dem getroffenen Siedlungsgebiet wird derweil minutiös überwacht. Naturgefahrenspezialisten der Gemeinde kontrollieren das Gelände mit Messgeräten. Der Zivilschutz hat auf einem Hausdach permanent einen Wachposten postiert, der den gefährlichen Hang nicht aus den Augen lässt. Ein Securitas-Posten hält fest, wer das Gelände betritt und wer es auch wieder verlässt.
«Die Hälfte des absturzgefährdeten Materials ist noch oben im Hang», erläutert Hansruedi Forrer, Gemeindepräsident von Glarus Süd zu dem Schwanden gehört. Deshalb könne zur Zeit nur die grüne und die gelbe Zone des verschütteten Siedlungsgebietes freigeräumt werden. Dort stand der Schlamm bis zu zwei Meter hoch, wie die Schlammspuren auf den freigelegten Hauswänden zeigen.
«Wir hoffen, dass sich der Hang beruhigt, damit wir auch die rote Zone freiräumen können», sagt Forrer. Dort türme sich das abgerutschte Erdreich zwei Stockwerke hoch und mehr. Ein dreistöckiges Haus sei komplett verschüttet. Wann diese Zone sicher betreten werden können, sei zur Zeit aber unmöglich zu sagen.
Erdrutsche und Murgänge
Ende August letzten Jahres hatten zwei Erdrutsche aus dem Gebiet Wagenrunse das Quartier getroffen. Kurz vor Weihnachten war ein weiteres Mal Erdmaterial losgebrochen und verschüttete als Murgang weitere Teile des Quartiers. «In der roten Zone haben 27 Gebäude Totalschaden», summiert der Gemeindepräsident.
Zwischenzeitlich waren über 100 Personen evakuiert. Mittlerweile sind einzelne Häuser wieder bewohnt. Wo es die Sicherheit zulässt, leben wieder Menschen zwischen Baumaschinen und Schlamm.