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Antihistaminika im Abwasser deutet auf Pollen hin

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Antihistaminika im Abwasser deutet auf Pollen hin

13. April 2024, 07:09 Uhr
Die Pollen einer Eiche sind für manche Allergikerinnen und Allergiker ein Graus. (Archivbild)
© Keystone/AP/TONY GUTIERREZ
Wenige Stunde nach einem Pollenflug haben Forschende einen stark erhöhten Gehalt an Antihistaminika im Abwasser festgestellt. Peter Schmid-Grendelmeier der Universität Zürich erklärte im Interview zudem, warum es bei Heuschnupfen einen Stadt-Land-Graben gibt.

Pollenflüge würden sich schon fast übers Abwasser ablesen lassen, sagte Schmid-Grendelmeier, Professor für Dermatologie an der Universität Zürich, in einem am Samstag publizierten Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». Über den Urin würden die Arzneien ins Abwasser gelangen.

Zusammen mit dem Schweizer Wasserforschungsinstitut Eawag untersucht die Universität Zürich, wie hoch der Gehalt an Antihistaminika im Abwasser während der Pollensaison ist. Die Ergebnisse seien noch nicht veröffentlicht, sagte Schmid-Grendelmeier.

Bei der Untersuchung seien die Forschenden auch auf einen Anstieg der Antihistaminika zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt gestossen. «Erle und Hasel hatten noch keinen Pollenflug, und Birkenpollen waren noch nicht messbar», sagte Schmid-Grendelmeier. Was zu diesem Zeitpunkt bei vielen Menschen eine Allergie ausgelöst hatte, konnten die Forschenden noch nicht erklären. «Eventuell gibt es eine Baumart, die wir bis jetzt noch gar nicht als allergieauslösend auf dem Radar haben», sagte der Professor für Dermatologie.

«Aggressivere Pollen» in der Stadt

Menschen in der Stadt seien stärker vor Heuschnupfen gefährdet als Menschen, die auf dem Land leben. Einerseits liege das an «aggressiveren» Pollen. Der Anteil an Proteinen, die eine Allergie verursachen, in Pollen sei sehr unterschiedlich. «Birken, die in der Stadt wachsen, haben zum Beispiel etwas doppelt so viel Allergene wie Birken auf dem Land», sagte Schmid-Grendelmeier. Das für die Allergie verantwortliche Eiweiss sei ein Stressprotein. Bäume, die etwa zu viele Abgase abbekommen, würden es vermehrt bilden.

Abgase und Schadstoffe aufgrund des Verkehrs führten auch zu gereizteren Schleimhäuten. Dies sei andererseits ein Grund, weshalb Menschen in der Stadt eher an Heuschnupfen leiden, wie Schmid-Grendelmeier ausführte.

Desensibilisierung bei starkem Heuschnupfen

Bei einer allergischen Reaktion schüttet der Körper den Botenstoff Histamin aus. Er verursacht bei Heuschnupfen Symptome wie wässriges Nasenfliessen oder rote und juckende Augen. Antihistaminika blockieren die Histaminrezeptoren im Körper, erklärte Schmid-Grendelmeier.

Bei stark betroffenen Personen würden Pollen zu Atemnot führen. Dann empfehle sich der Besuch beim Arzt und eine Desensibilisierung. «Mit dieser Behandlung will man das Immunsystem aus der Überempfindlichkeit in die Toleranz überführen», sagte der Dermatologe. Die nächste Gelegenheit für eine solche Behandlung böte sich im Herbst - vor der Pollensaison.

Quelle: sda
veröffentlicht: 13. April 2024 07:09
aktualisiert: 13. April 2024 07:09