Cassis im Sicherheitsrat: Gestern Science Fiction - heute Realität
Soldaten, die dank Neurotechnologie längere Ausdauer und grössere Schmerztoleranz haben, Kämpfer, die zusätzliche automatische Gliedmassen zu kontrollieren vermögen und neue Sinne erlangen wie etwa die Sicht im Dunkeln: Damit zeichne er kein Zukunftsszenario, warnte Cassis in seiner Rede am Montag vor dem Uno-Sicherheitsrat in New York.
«Was vor zehn oder fünfzehn Jahren noch Science Fiction war, wird nun zu unserer neuen Realität», sagte der Schweizer Aussenminister. Die Schweiz als Präsidentin des Uno-Sicherheitsrates diesen Monat hatte zu der Sitzung geladen. Ihre zweijährige Mitgliedschaft im Rat endet am 31. Dezember.
Entmenschlichte Kriege
Die Integration von künstlicher Intelligenz und Neurotechnologien ermögliche eine ultraschnelle Entscheidungsfindung, so Cassis in New York. «Dies wirft tiefschürfende Fragen über die Kontrolle von Entscheidungen in einem Krieg auf und letztlich auch darüber, wie die Anwendbarkeit der Menschenrechts-Konventionen gewährleistet werden kann», sagte Cassis.
Die Geschwindigkeit des Fortschritts übersteige mittlerweile die biologische Geschwindigkeit menschlicher Evolution bei weitem. Dies führe zu tiefen Brüchen in der Gesellschaft. "Wir müssen uns darauf vorbereiten, die künftigen Herausforderungen der Wissenschaft zu bewältigen. Die Zukunft ist hier und jetzt, sagte der Bundesrat.
Schweiz geht in Genf mit Beispiel voran
«Wie können wir unsere Grundsätze der Humanität angesichts der Risiken entmenschlichter Kriege verteidigen», fragte Cassis in die Runde des 15 Nationen umfassenden, mächtigsten Uno-Gremiums.
Als Antwort auf die Frage habe sein Land 2019 das Geneva Science and Diplomacy Anticipator Zentrum (GESDA) gegründet. Dieses zeige bereits konkrete Ergebnisse, wie etwa das 2023 eingeweihte Quantum Institute, das darauf abziele, die Quantentechnologie in den Dienst des Gemeinwohls zu stellen und für alle zugänglich zu machen.
Die Schweiz sei überzeugt, dass der Uno-Sicherheitsrat sein Augenmerk immer auch auf wissenschaftliche Entwicklungen richten müsse, betonte Cassis. Sie empfehle, dass der Uno-Generalsekretär den Rat regelmässig über wissenschaftliche Fortschritte und deren potenzielle Auswirkungen auf den Frieden informiere.