News
Schweiz

Das Verbier Festival ist in dreissig Jahren erwachsen geworden

Festival

Das Verbier Festival ist in dreissig Jahren erwachsen geworden

13. Juli 2023, 10:00 Uhr
Martin Engstroem hat 1994 das Verbier Festival gegründet. Inzwischen ist der einstige Skiort im Sommer zum Pilgerort für zehntausende Klassikfans geworden - und das Verbier Festival feiert seine 30. Ausgabe. (Archivbild)
© Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Das Verbier Festival (14.-30.07.) wird dieses Jahr dreissig Jahre alt. Für seinen Gründer und Leiter Martin Engstroem hat das klassische Musikfestival das Zeug dazu, Veranstaltungen während des ganzen Jahres anzubieten.

Als der Skifahrer aus Schweden, Martin Engstroem, zum ersten Mal den Sommer in Verbier genoss, «war der Ort leer und hatte wenig zu bieten», erinnert er sich im Gespräch mit Keystone-SDA. 30 Jahre später ist der Gründer und Leiter der Meinung, dass das 1994 ins Leben gerufene Klassikfestival erwachsen geworden ist und dem Ort Verbier einigen Glanz verleiht.

Engstroem ist zudem der Stolz anzuhören, wenn er auf das 30-jährige Bestehen der Verbier Festival Academy zu sprechen kommt und auf das 10-jährige des Verbier Festival Junior Orchestra. Von den fünf anderen Festivals weltweit, die pädagogische Programme wie Jugend-Orchester anbieten, sei Verbier dasjenige, bei dem sich die Jugendlichen zuerst bewerben, sagt er.

Junge Talente

Das Festival bietet jungen Menschen während rund drei Wochen die Möglichkeit, ihrer musikalischen Leidenschaft in einer alpinen Umgebung nachzugehen. Dieses Jahr «haben wir 2250 Bewerbungen erhalten, ein Rekord», freut sich Engstroem. Rund 220 von ihnen wurden in das Orchester aufgenommen; sie stammen aus 40 Nationen und sind zwischen 13 und 32 Jahre alt.

Den Nachwuchstalenten werden Meisterkurse geboten, und sie bekommen Auftrittsmöglichkeiten in einem besonderen Rahmen, beispielsweise mit Konzerten auf dem zentralen Platz des Ferienortes. Das fördere den Austausch zwischen den jungen Musikerinnen und Musikern und ihren Meisterinnen und Meistern wie auch den Kontakt zum Publikum. «Das gefällt mir», schwärmt Engstroem.

In den ersten zehn Jahren des Festivals gab es darüber hinaus Theater-, Opern- und Tanzakademien. «Aus Platzmangel und weil wir uns auf die Musik konzentrieren wollten, haben wir das nicht fortgesetzt. Aber ich würde so etwas gerne wieder einführen», sagt Engstroem.

Platznot

Doch für den Moment platzt Verbier während des Festivals aus allen Nähten. Wir «besetzen Zelte, Garagen, Hotel- oder Restauranteingänge», sagt Engstroem. Über den Bau eines Saals, in dem die Musizierenden während des Festivals «unter akzeptablen Arbeitsbedingungen» untergebracht werden können, wird seit vielen Jahren mit den Behörden diskutiert - aber eben: nur diskutiert.

Engstroem wünscht sich einen Saal mit etwa 700 Plätzen, der auch als Kulturzentrum dienen könnte. Mit dem Renommee des Festivals könnte ein Programm für das ganze Jahr entwickelt werden. Engstroem denkt an kleinere Konzerte oder Meisterklassen.

Doch nun steht für ihn erst einmal die Jubiläumsausgabe des Festivals im Vordergrund: Künstlerinnen und Künstler von internationalem Renommee stehen auf dem Programm, so der Cellist Yo-Yo Ma, der zum ersten Mal nach Verbier kommt.

Der Trompeter Wynton Marsalis ist Composer in Residence; er wird mit seinem Jazz Ensemble auftreten, und das Festival Junior Orchestra unter der Leitung von James Gaffigan wird Marsalis' Violin-Konzert aufführen. Oder die amerikanische Sopranistin Renée Fleming: sie wird, auf dem Flügel begleitet von Evgeny Kissin, Lieder von Schubert, Liszt, Rachmaninoff und Duparc singen.

Symbolträchtige Eröffnung

Am Eröffnungskonzert steht symbolträchtig Zubin Mehta am Pult - dreissig Jahre, nachdem er das erste Konzert des Verbier Festivals dirigiert hat. «Emotionale und poetische Momente» versprechen die Lesungen der beiden Schauspielerinnen Marthe Keller und Isabelle Huppert, zwei Patinnen des Festivals.

Trotz oder vielleicht wegen all dieser grossen Namen «herrscht bei uns eine entspannte Atmosphäre», sagt Engstroem. Mit dieser Aussage unterstreicht er seinen Wunsch, dass das Verbier Festival auch Kindern und Erwachsenen, die noch nicht mit klassischer Musik vertraut sind, einen «kleinen Geschmack» davon vermitteln könnte.

Im Jubiläumsjahr beträgt das Budget rund 12 Millionen Franken und ist damit eines der grössten in der Geschichte des Verbier Festivals. Angeboten werden sechzig Konzerte sowie zahlreiche Veranstaltungen, für die der Eintritt frei ist. Es werden zwischen 40'000 und 60'000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Neben dem Lucerne Festival und dem Gstaad Menuhin Festival gilt das Verbier Festival als einer der drei grossen Klassik-Events in der Schweiz.

Quelle: sda
veröffentlicht: 13. Juli 2023 10:00
aktualisiert: 13. Juli 2023 10:00