Der Fussgängertunnel zum Zürcher Kunsthaus wird weiterverfolgt
Mit diesem Ja werden als «Vorausmassnahmen» Zement-Injektionen in den Untergrund beim Stadelhofen gespritzt, um den Boden für einen allfälligen Tunnel-Bau zu stabilisieren. Zudem wird die Stadt die ambitionierte Idee vertieft abklären.
Die Zeit drängt jedoch, denn Auslöser für die Idee ist der Ausbau am Stadelhofen. Ab 2027 bauen die SBB dort ein viertes Gleis, was die Kapazität des Bahnhofs um 50 Prozent erhöhen dürfte. Will die Stadt ihren Fussgängertunnel in Richtung Hochschulzentrum bohren, muss sie sich zeitlich und von den Abläufen her den SBB anpassen.
«Wir sind nur die Juniorpartner», stellte SP-Stadträtin Simone Brander deshalb klar. Es sei natürlich speziell, Geld zu genehmigen, ohne die Details zu kennen. Sie steht jedoch hinter dem Projekt, das die Menschenmassen möglichst rasch vom Stadelhofen wegtransportieren soll. «Tunnel sind eine Schweizer Spezialität. Wir können das.»
Tunnel mit Förderbändern
Was das Ganze kosten soll, ist unklar. Sicher ist bisher nur, dass der Tunnel mit Förderbändern und Rolltreppen mit zwischen 100 und 200 Millionen Franken zu Buche schlagen dürfte - oder noch mehr.
«Die Kosten sind hoch. Aber ich bin Team Tunnel», sagte Andreas Egli (FDP). Etwas visionär dürfe man ja sein. Gleicher Meinung war die GLP. «Wenn wir das jetzt nicht in Abstimmung mit den SBB angehen, ist die Idee für immer gestorben», sagte Carla Reinhard.
Auch die AL stimmte für die 11 Millionen. Sie wollte dies jedoch nicht als Zustimmung zum Tunnel verstanden wissen. «Es ist nur eine Zustimmung zu vertieften Abklärungen», sagte Michael Schmid.
«Fussgänger gehören nicht in Tunnels»
Geteilter Meinung waren die Grünen. Einige befürworteten das Projekt oder zumindest die Abklärungen. Andere drückten auf den Nein-Knopf. «Fussgänger gehören an die Oberfläche, nicht in Tunnels», sagte Roland Hohmann. Ein 400 Meter langer Tunnel könne auch zu einem «Angst-Raum» werden. Vor allem Frauen könnten sich unsicher fühlen.
Geschlossen gegen Tunnel-Abklärungen stimmte die SVP. «Visionen sind cool. Aber wir müssen auch etwas realistisch sein», sagte Stefan Iten. Es sei völlig unklar, was auf dem Preisschild stehe. «Und aus Erfahrung wissen wir, dass es ohnehin teurer wird.»
Volk dürfte das letzte Wort haben
Auch inhaltlich hat die SVP Zweifel. Sie findet den Tunnel zu kurz, weil er nur bis zum Kunsthaus geht und nicht hoch bis ins Hochschulquartier. «Wer dort hinmuss, belastet den ÖV dann einfach ab dem Kunsthaus.» Das bringe doch nichts.
In einem Jahr dürfte die Stadt das Grossprojekt vertieft abgeklärt haben. Dann wird das Thema erneut in den Rat kommen. Das letzte Wort dürfte das Volk haben. Bis die ersten Personen auf Rollbändern transportiert werden, dürfte es bis in die 2030-er-Jahre dauern.