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Die einen überragen, andere werfen Fragen auf

Super League

Die einen überragen, andere werfen Fragen auf

22. Dezember 2025, 15:55 Uhr
Aufsteiger Thun und St. Gallen sind die positiven Überraschungen der bisherigen Super-League-Saison
© KEYSTONE/PETER KLAUNZER
Während Meister Basel und die Young Boys den Erwartungen hinterherhinken, befinden sich Thun und St. Gallen im Höhenflug. Eine Bilanz der bisherigen Super-League-Saison.

Die Tabellensituation

Nach 19 Runden führt der FC Thun die Super League mit drei Punkten Vorsprung auf St. Gallen an. Lugano im 3. Rang liegt bereits sieben Punkte zurück, Meister Basel und die Young Boys folgen mit acht respektive elf Zählern Rückstand auf die Berner Oberländer. Sion, das wie Lausanne, Servette und Winterthur ein Spiel weniger ausgetragen hat als der Rest der Liga, schliesst die erste Tabellenhälfte ab.

Vom FC Zürich, der die zweite Ranglistenhälfte mit drei Punkten Rückstand auf Sion anführt, bis Servette im 10. Rang sind es vier Punkte Differenz. Die Grasshoppers liegen mit drei Zählern Rückstand auf die Genfer auf dem Barrage-Platz, Winterthurs Hypothek auf das «rettende Ufer» beträgt bereits zehn Punkte.

Die Überraschungen

Wer vor der Saison prophezeit hätte, dass Thun als Leader in die Winterpause geht, dem wäre der Fussballsachverstand abgesprochen worden. Doch der Aufsteiger erspielte sich mit mutigem Offensivfussball 13 Siege. Kein Team gewann häufiger als Thun, kein Team traf häufiger ins Tor. Der zwischenzeitlich komfortable Vorsprung ist zwar auf drei Punkte geschmolzen. Trotzdem zeigen sich die Verantwortlichen selbstbewusst. Stellvertretend liess Trainer Mauro Lustrinelli nach dem 4:2-Sieg gegen den FCZ gegenüber SRF verlauten: «Wenn wir die Chance haben, auf den Meistertitel zu spielen, werden wir auf den Meistertitel spielen.»

Erster Verfolger von Leader Thun ist St. Gallen. Die Ostschweizer machten unter Trainer Enrico Maassen eine erstaunliche Entwicklung und zogen die Lehren aus der Vorsaison, als sie die Meisterrunde verpassten. St. Gallen hat elf Punkte mehr auf dem Konto als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. «Der Plan ist mehr als aufgegangen. 37 Punkte sind überragend», sagte Captain Lukas Görtler und fügte mit einem Schmunzeln an: «Wenn wir die Arbeit gut machen, dann schauen wir mal, wo es hinführt. Wer träumen will, darf träumen.» Der dritte Meistertitel der Vereinsgeschichte scheint möglich. Es wäre der erste seit 26 Jahren.

Die Enttäuschungen

Dass eine Mannschaft aus dem Kanton Bern die Super League zur Winterpause anführt, ist wenig überraschend. Dass diese jedoch aus dem Oberland und nicht aus der Hauptstadt kommt, verwundert hingegen. Die Young Boys wollten nach einer verkorksten Vorsaison ihre Vormachtstellung im Schweizer Klubfussball zurückerlangen. Doch sowohl Giorgio Contini als auch dessen Nachfolger Gerardo Seoane brachten keine Konstanz in die Leistungen der Mannschaft. Auf gute Leistungen folgten meist unerklärliche Auftritte, zuletzt gab YB bei der 2:6-Heimklatsche gegen die Grasshoppers und bei der 0:3-Niederlage in Lugano ein desaströses Bild ab. «Wir werden die Hinrunde aufarbeiten und dann an den richtigen Schrauben zu drehen versuchen. Es kann sein, dass der eine oder andere Impuls von aussen nötig sein wird», sagte Christoph Spycher, Chief Sports bei YB und hauptverantwortlich für die Zusammenstellung des Kaders.

Auch der Meister und Cupsieger aus Basel lässt die Konstanz der vergangenen Spielzeit vermissen. Festzumachen ist dies vor allem an der Person Xherdan Shaqiri. Steuerte der Rückkehrer in der Vorsaison in der Liga 21 Tore und 22 Assists in 39 Partien bei, sind es nun nach 19 Spielen sechs Tore und acht Assists. Beileibe keine schlechte Quote, aber eben doch nicht so überragend wie in der Saison zuvor. Sinnbildlich für die momentane Schaffenskrise Shaqiris sind die drei vergebenen Penaltys, die sich der 34-Jährige zuletzt leistete. Die Titelverteidigung ist nach wie vor möglich. Um wieder Meister zu werden, braucht der FCB nach der Winterpause aber einen Shaqiri in der Form der Vorsaison.

Aufgefallen

Die erfahrenen Christian Fassnacht und Chris Bedia führen die Torjägerliste mit je elf Treffern an. Für Furore sorgte aber auch die junge Garde. Die erst 19-jährigen Jonathan Asp Jensen (Grasshoppers) und Lucas Ferreira (Luzern) stehen ebenso bei sechs Saisontreffern wie der ein Jahr ältere Franz-Ethan Meichtry (Thun). In den Schatten gestellt wurden sie nur von Alessandro Vogt, dem St. Galler Shootingstar und der Neuentdeckung der bisherigen Spielzeit. In der Vorsaison kam der Stürmer hauptsächlich in der U21 der Ostschweizer in der 1. Liga zum Einsatz. Nun steht der 20-Jährige bei zehn Toren und fünf Vorlagen in wettbewerbsübergreifend 22 Spielen für die Profis. Vogt ist aus der St. Galler Offensive nicht mehr wegzudenken und einer der Hauptgründe für die starke erste Saisonhälfte der Ostschweizer.

Nicht überall war die Stimmung im Herbst so gut wie in St. Gallen. Ein Drittel der Super-League-Klubs hat den Trainer schon ausgewechselt. Die kürzeste Zündschnur hatten sie in Genf, wo Servette Thomas Häberli nach gerade mal zwei Spieltagen freistellte. Im Oktober folgten innerhalb von elf Tagen drei weitere Trainerwechsel: In Winterthur folgte auf Uli Forte Rückkehrer Patrick Rahmen. Der FCZ installierte für Mitchell van der Gaag Dennis Hediger erst interimistisch, um ihn kurz vor Weihnachten zeitgleich mit der Freistellung von Sportchef Milos Malenovic fix mit dem Traineramt zu betrauen. Und schliesslich hatten sie auch in Bern keine Geduld mehr mit Giorgio Contini und verpflichteten stattdessen Gerardo Seoane, der YB nach drei Meistertiteln 2021 Richtung Bundesliga verlassen hatte. Einen merklichen Aufschwung gab es bei keinem der Teams. Servette kletterte unter Jocelyn Gourvennec wie der FCZ unter Hediger um einen Platz nach oben, Winterthur und YB stagnierten in der Tabelle.

Ausblick

Die Super League nimmt den Spielbetrieb am 14. Januar wieder auf, wenn in Genf das Léman-Derby zwischen Servette und Lausanne und im Wallis die Partie Sion - Winterthur nachgeholt wird. 14 Runden werden vor der Teilung der Liga noch ausgetragen, ehe der Meister und die Europacup-Teilnehmer in der Championship Group und der Absteiger sowie der Barrage-Teilnehmer in der Relegation Group in fünf weiteren Runden ermittelt werden.

Quelle: sda
veröffentlicht: 22. Dezember 2025 15:55
aktualisiert: 22. Dezember 2025 15:55