Mangel an Kinder- und Jugendärzten variiert je nach Region
Aufgrund fehlender Daten sei es schwierig, den Mangel schweizweit zu beziffern, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzteschaft, Marc Sidler, in einem Interview mit Tamedia. Man gehe von mehreren hundert fehlenden Kinderärztinnen und Kinderärzten aus.
Wie viele Kinder und Jugendliche von Hausärztinnen und Hausärzten betreut würden, sei nicht erfasst. Auch von ihnen gebe es auf dem Land zu wenige, sagte der Verbandspräsident. Ebenso sei es in der Pädiatrie schwierig, eine Nachfolge für eine Praxis zu finden. In städtischen Regionen sei die Zusammenarbeit - etwa mit einem nahegelegenen Kinderspital - einfacher.
Die Probleme bei der Suche nach einer Nachfolge hingen auch mit dem Wunsch der jüngeren Generation nach Teilzeitarbeit zusammen, sagte Sidler. Kinderärzte würden durchschnittlich vier Tage pro Woche arbeiten, Kinderärztinnen drei Tage. Der Frauenanteil in der Pädiatrie liege bei zwei Dritteln. Es brauche daher mehr ausgebildete Praxispädiaterinnen und -pädiater, sagte der Verbandspräsident.
Bürokratie ohne Mehrwert
Vom Bundesamt für Gesundheit erhofft sich der Verband mehr Unterstützung «an der Front». «Man hat eher den Eindruck, es würden einem ständig Steine in den Weg gelegt - mit all den Vorschriften, Kontrollen und Inspektionen, in welchen man keinen Mehrwert erkennen kann», sagte Sidler. Die dafür aufgewendete Zeit fehle bei den Patientinnen und Patienten.
Exemplarisch zeige sich die Bürokratie bei den Arztzeugnissen. Je nach Arbeitgeber werde heute sehr schnell ein Zeugnis verlangt, sagte Sidler. Lernende bräuchten teilweise schon am ersten Tag ein Attest für krankheitsbedingte Absenzen. «Das ist ein Trend, der meines Erachtens in die falsche Richtung geht», sagte der Verbandspräsident.