Nationalbankpräsident Jordan tritt Ende September zurück
«Nach der Bewältigung der verschiedenen Herausforderungen der letzten Jahre ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, von meinem Amt zurückzutreten», wird der 1963 geborene Jordan in einer Medienmitteilung der SNB vom Freitag zitiert. Der Bankrat und das Direktorium bedauerten den Entscheid von Thomas Jordan ausserordentlich, heisst es.
Jordan nach Hildebrand-Affäre an die Spitze gekommen
«Mit Thomas Jordan tritt eine herausragende Persönlichkeit zurück», wird SNB-Bankratspräsidentin Barbara Janom Steiner zitiert: Jordan habe die Nationalbank und ihre Geldpolitik über ein Vierteljahrhundert stark geprägt. In seiner Präsidialzeit habe die Nationalbank ihr Mandat «hervorragend erfüllt».
Jordan ist seit 1997 bei der Nationalbank. Nach dem Abgang von Philipp Hildebrand im Januar 2012 übernahm der damalige Vizepräsident die Führung der Nationalbank zunächst ad interim und dann ab April 2012 als Präsident des Direktoriums.
Viele Herausforderungen
Jordans Zeit an der Spitze der Nationalbank fiel in eine Periode mit aussergewöhnlich vielen Herausforderungen, wie auch die SNB betont. Es seien weitreichende geldpolitische Schritte notwendig, um in unterschiedlichen wirtschaftlichen Situationen die Preisstabilität zu gewährleisten und die Finanzstabilität zu wahren.
Für einen Paukenschlag sorgte Jordan etwa am 15. Januar 2015, als die SNB den noch unter seinem Vorgänger eingeführten Mindestkurs wieder aufhob. Erneut an vorderster Front stand die SNB in der Coronapandemie mit milliardenschweren Hilfspaketen für die wegen dem Lockdown in Not geratenen Schweizer Unternehmen.
Eine gute Figur im internationalen Vergleich gibt die SNB bei der Kontrolle der Inflation ab, die nach der Pandemie und befeuert von den Folgen des Ukraine-Kriegs international in die Höhe geschnellt war. Im Brennpunkt stand die SNB zuletzt aber auch bei der Bewältigung der CS-Krise. Dabei stellte die Notenbank Liquiditätshilfen in historisch einmaligem Ausmass zur Verfügung, wie die Nationalbank betont.
Suche nach Nachfolger
Keine Angaben macht die SNB in ihrer Mitteilung zu einem möglichen Nachfolger. Als Favorit gilt bei Beobachtern Vizepräsident Martin Schlegel, der dem SNB-Direktorium seit 2022 angehört. Das dritte Mitglied des Dreiergremiums, Antoine Martin, war erst im September 2023 in das SNB-Direktoriums berufen worden.
Ein Machtvakuum sei sicher nicht zu befürchten, so die SNB-Kenner: Martin Schlegel sei die naheliegende Nachfolgelösung, schreibt etwa Thomas Stucki von der St. Galler Kantonalbank (SGKB). Ihm fehle vor allem noch die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit als präsente Persönlichkeit. Daneben gebe es aber auch im erweiterten Direktorium mit Thomas Moser eine Person mit einem «breiten Erfahrungsrucksack».
Andere Beobachter wie Stefan Gerlach von der EFG verweisen allerdings auf die noch geringe Amtszeit von Schlegel im SNB-Direktorium. Der Bundesrat könnte sich jemanden mit mehr Erfahrung wünschen, glaubt der Ökonom, der auch Mitglied des «SNB Observatory» ist. Möglich wäre für ihn auch die Berufung einer externen Person, etwa eines «erfahrenen Bankers». Jedenfalls werde es für seinen Nachfolger nicht einfach, in so grosse Fussstapfen zu treten, meint Karsten Junius von der Bank J. Safra Sarasin.