Viren überleben länger in Tröpfchen mit Bakterien
Diese Erkenntnis helfe zu erklären, warum sich Viren so leicht von Mensch zu Mensch verbreiten, schrieb die Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) in einer Mitteilung vom Mittwoch. Veröffentlicht wurden die neuen Erkenntnisse in der Fachzeitschrift «Journal of Virology».
Für ihren Versuch erzeugten die Forschenden der EPFL Tröpfchen, wie sie beim Niesen entstehen. Einige dieser Tröpfchen enthielten nur Grippeviren, andere auch Bakterien wie Streptokokken und Staphylokokken.
Modelle unterschätzen Infektionsrisiko
Diese Tröpfchen platzierten sie auf einer Oberfläche und liessen sie an normaler Raumluft trocknen. Nach einer halben Stunde war das Virus in den Tröpfchen ohne Bakterien fast vollständig abgestorben. In den Tröpfchen mit Bakterien war die infektiöse Viruslast zur gleichen Zeit hundertmal höher. Das Virus konnte darin mehrere Stunden überleben. Ähnliche Ergebnisse zeigte ein zweites Experiment, in dem der Effekt bei schwebenden Tröpfchen gemessen wurde.
Mikroskopische Untersuchungen zeigten, dass die Tröpfchen mit den Bakterien flacher sind als jene ohne. Das beschleunigt laut den Forschenden den Verdunstungsprozess und führt damit zu einer schnelleren Kristallisation des Salzes im Tröpfchen, wodurch die Viren länger leben können.
Bisherige Modelle zur Vorhersage der Ausbreitung eines Virus in einem geschlossenen Raum berücksichtigen diesen Effekt nicht. «Das bedeutet, dass sie das Infektionsrisiko wahrscheinlich unterschätzen», liess sich Erstautorin Shannon David zitieren.