Alle gegen Deutschland und Kraft
Seit 71 Jahren steht der Jahreswechsel im Zeichen der Skispringer. Ein Gesamtsieg in der Vierschanzentournee gilt sportlich sogar noch höher als ein Olympiasieg oder WM-Titel, weil es dafür Konstanz über acht Sprünge auf vier sehr unterschiedlichen Schanzen braucht. Das sind die wichtigsten Fakten vor dem Start.
Wo wird gesprungen?
Den Auftakt macht traditionell die Schattenbergschanze in Oberstdorf. Im Oberallgäu steht am Donnerstag die Qualifikation und am Freitag das erste Springen im Programm. Weiter geht es ebenfalls traditionell an Neujahr auf der Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen, ehe es in Österreich weiter geht. Auf der Bergiselschanze in Innsbruck gilt es am 3. Januar ernst, ehe auf der Paul-Ausserleitner-Schanze in Bischofshofen am Dreikönigstag der Abschluss erfolgt. Die Anlage sollte trotz Schäden durch eine Lawine im Auslauf kurz vor Weihnachten bereit sein.
Wer sind die Favoriten?
Seit 22 Jahren und dem Grand Slam von Sven Hannawald warten die Deutschen auf einen Gesamtsieg. Immer wieder scheiterten die «Bundesadler» knapp. Nun scheinen die Chancen einmal mehr blendend. «Wir wären wieder einmal an der Reihe», findet Hannawald, der mittlerweile als TV-Experte dabei ist. Bei acht Springen in diesem Weltcupwinter gab es drei Siege (2 x Karl Geiger, 1 x Pius Paschke) und sieben weitere Podestplätze. Vermiesen könnten den erlösenden Sieg fast nur die Österreicher. Auch sie warten seit 2014/15 auf den Titel. Stefan Kraft triumphierte damals, und «Krafti» ist auch heuer das heisseste Eisen im Feuer. Er gewann die restlichen fünf Springen dieses Winters und führt im Weltcup deutlich.
Wer sind die Besten des Rests?
Seit Krafts Sieg schwangen an der Vierschanzentournee Slowenen (Peter Prevc), Polen (Kamil Stoch, Dawid Kubacki), Japaner (Ryoyu Kobayashi) und vor einem Jahr der Norweger Halvor Egner Granerud obenaus. In diesem Jahr blieben den Springern, die nicht aus Deutschland oder Österreich stammen, aber bisher nur Brosamen. Zu den Besten des Rests gehört Gregor Deschwanden. Als Achter der Gesamtwertung liegt der 32-jährige Luzerner nur knapp hinter dem Japaner Kobayashi und dem Slowenen Anze Lanisek. Mit dem 2. Platz in Klingenthal holte er auch einen der raren Podestplätze neben den Dominatoren. An der Vierschanzentournee weist er zwei 10. Plätze - im Januar 2021 in Innsbruck und im Dezember des gleichen Jahres in Oberstdorf - als Bestresultate auf. Die Top Ten setzt er sich denn auch nach der kurzen Weihnachtspause, die er bei der Familie der Freundin in Polen verbrachte, zum Ziel - mit der Option auf ein Augenmerk weiter nach vorne.
Welche anderen Schweizer sind dabei?
Im vergangenen Winter war Deschwanden zu Beginn der einzige Schweizer im Aufgebot, nun haben erfreulicherweise mit Killian Peier, Simon Ammann und Remo Imhof dank mehreren Platzierungen in den Punkterängen drei weitere Swiss-Ski-Springer die Qualifikation geschafft. Der Gesamtsieg in der Vierschanzentournee ist der einzige weisse Fleck in Ammanns grandiosem Palmarès. Mit seinen 42 Jahren gehört der Toggenburger allerdings schon länger nicht mehr zu den Sieganwärtern.
Was ist der Grand Slam?
Als Grand Slam gilt, wenn ein Springer bei der gleichen Ausgabe alle vier Springen gewinnt. Dies gelang erst drei Springern: Sven Hannawald 2001/02, Kamil Stoch 2017/18 und Ryoyu Kobayashi 2018/19. Speziell ist auch der Modus an der Vierschanzentournee. Aufgrund der Resultate in der Qualifikation springen die 50 Athleten im ersten Durchgang in K.o.-Duellen (1. gegen 50., 2. gegen 49. etc.) gegeneinander. Einzig der jeweilige Sieger plus fünf Lucky Loser (die besten Duell-Verlierer) dürfen für den zweiten Durchgang nochmal abstossen.