Amir Abrashi zwischen Hoffnung und Zweckoptimismus
Amir Abrashi ist bei den Grasshoppers eine Identifikationsfigur. Seit 14 Jahren trägt der 34-jährige Mittelfeldspieler mit einigen Unterbrüchen das Trikot des Rekordmeisters. Und oft auch die Captainbinde. In dieser Rolle muss Abrashi immer wieder auch dann hinstehen, wenn es bei GC nicht gut läuft, wenn in Niederhasli wieder einmal mehr schiefläuft als klappt, wenn Besitzer, Sportchefs und Trainer wechseln, und es mit jedem Entscheid der amerikanischen Klubführung fragwürdiger scheint, ob GC wieder einmal zu dem werden wird, was Klubikone Ricardo Cabanas in einem denkwürdigen Wutausbruch, der auch nach vielen Jahren legendär ist, für den Klub proklamierte: Eine «Institution» im Schweizer Fussball.
Nach dem 1:1 gegen den FC Thun im Hinspiel der Barrage steht Abrashi vor den Mikrofonen. Wieder einmal ist er einer der wenigen in blauweissen Trikots, der sich nach einer Partie für eine Analyse Zeit nimmt. Er sagt, seine Mannschaft habe aus den Spielanteilen zu wenig gemacht. 19 Eckbälle, rechnet Abrashi vor. Und aus keinem habe Zählbares herausgeschaut. «Daraus müssen wir mehr machen.»
Aber Thun habe gut verteidigt, sich in die Schüsse geworfen, mit viel Leidenschaft gespielt. «Klar haben wir auf dem Papier mehr Qualität, aber das reicht nicht», sagt der Captain, der aus dem Ausgleich in letzter Sekunde durch Giotto Morandi doch Moral mitnehmen kann für das Rückspiel am Freitag in Thun.
Es ist der Moment in der Partie, der den Challenge-League-Klub demoralisieren könnte. Schliesslich führt erst eine späte Intervention des Videoschiedsrichters dazu, dass ein Handspiel von Captain Marco Bürki mit einem Penaltypfiff geahndet wird. Doch die Berner Oberländer sind an diesem Abend im Letzigrund keineswegs niedergeschlagen.
Thuns eindrückliche Heimbilanz
Torschütze Marc Gutbub spricht von einer guten Ausgangslage, und Bürki betont, dass das Wichtigste gewesen sei, nicht verloren zu haben. Die Zuversicht in den Voten der Thuner stützt sich auf eine eindrückliche Statistik: In dieser Saison haben die Berner Oberländer keines ihrer 18 Heimspiele verloren, nur dreimal konnten sie nicht gewinnen. Sie wissen, bleibt diese Serie auch im letzten Saisonspiel bestehen, kehren sie nach vier Jahren in der Challenge League wieder in die höchste Spielklasse zurück.
Amir Abrashi dürfte dieser Fakt im Hinterkopf gewesen sein, als er gefragt wird, ob GC den Ligaerhalt schaffe. «Ich hoffe es», antwortet er. Auf Nachfrage formuliert er um, sagt: «Wir schaffen es.» Als das Mikrofon ausgeschaltet ist, schiebt er nach: «Das war eine schwierige Frage.»