Bassino und Brignone vor angeschlagener Gut-Behrami
Lara Gut-Behrami huscht ein Lächeln über die Lippen, als sie nach der zweiten Abfahrt in Crans-Montana nach ihrem Befinden gefragt wird. Nun gehe es ihr wieder besser, meint sie im Zielraum, ehe sie zur Siegerehrung schreitet. Mal wieder.
Dank dem 13. Podestplatz im 21. Saisonrennen baut die 32-jährige Tessinerin die Führung in der Gesamtwertung aus. Zuvor vier Siege am Stück in drei verschiedenen Disziplinen errungen und am Freitag nach mehr als zwei Jahren auch in der Abfahrt wieder zuoberst auf das Treppchen gestiegen, liegt sie nun 165 Punkte vor Mikaela Shiffrin, die ihr Comeback nach Verletzungspause wohl erst Mitte März in Are geben dürfte.
Auch in der Abfahrt top
Gut-Behrami übernahm durch ihren Podestplatz auch die Spitzenposition in der Abfahrtswertung. Zwei Rennen vor der Endabrechnung liegt sie 19 Punkte vor Sofia Goggia, für die nach ihrem Schien- und Wadenbeinbruch die Saison vor zwei Wochen vorzeitig zu Ende ging. In den Rängen 3 und 4 folgen Stephanie Venier und Cornelia Hütter. Die Österreicherinnen blieben im zweiten Rennen in Crans-Montana unter ihren Möglichkeiten und klassierten sich lediglich auf den Plätzen 17 und 11. In der Disziplinenwertung liegen sie 68 respektive 72 Punkte hinter Gut-Behrami.
Die Tessinerin nahm nach dem Rennen das Wort «unglaublich» in den Mund. Die Abfahrt sei für sie immer eine komische Disziplin gewesen, obwohl sie hier zu Beginn ihrer Karriere am meisten Podestplätze geholt habe. «Es ist wunderschön, dass ich nun konstant vorne mitmischen kann.»
Es gäbe gewisse Pisten, auf denen sie schnell sei, auf anderen komme sie gar nicht vom Fleck. Die Piste Mont Lachaux, die nach anfänglichen Bedenken auch bei den hohen Temperaturen am Samstag wieder in sehr gutem Zustand war, gehört definitiv zu jenen, die Gut-Behrami liegen. Zum sechsten Mal stieg sie auf dem Walliser Hochplateau auf das Podest, zum fünften Mal in der Abfahrt. Zwischen ihr und dem zweiten Abfahrts-Double nach 2020 standen nur zwei Italienerinnen.
Bassino mit doppelter Premiere
Der Doppelsieg von Marta Bassino und Federica Brignone kam überraschend. Beide zeigten sich am Freitag zwar in guter Verfassung und belegten die Ränge 5 und 6. Dass sie die bestechende Gut-Behrami hinter sich lassen, davon war jedoch nicht auszugehen.
Während es für Brignone bereits der achte Podestplatz in Crans-Montana war – darunter fünf in der mittlerweile abgeschafften alpinen Kombination –, feierte Bassino gleich eine doppelte Premiere. Weder war sie vor dem Samstag in Crans-Montana schon einmal auf dem Podest gestanden, noch hatte sie zuvor einen Sieg in einer Weltcup-Abfahrt errungen. Ihr einsames Bestresultat in der schnellsten Disziplin war ein 2. Platz in Bansko in Bulgarien. «Es fühlt sich gut an, wieder ganz oben zu sein nach keiner einfachen Saison», sagte sie gegenüber SRF. Die 27-jährige Riesenslalom-Spezialistin kam in diesem Winter in keinem Rennen über Rang 5 hinaus.
Gut-Behramis körperliche Probleme
Am Samstag nahm Bassino der Konkurrenz 54 Hundertstel und mehr ab. Gut-Behrami verlor bereits mehr als eine Sekunde. Dies hatte auch einen Grund. «Heute war es schwierig. Ich musste kurz vor dem Start aufgrund von Müdigkeit erbrechen», sagte Gut-Behrami nach dem Rennen. Es seien lange und anstrengende Tage. «Mir hat die Kraft gefehlt auf dem Ski, ich versuchte ihn laufen zu lassen. Die Linienwahl gestern war besser.» Am Start habe sie das Ziel gehabt, solide ins Ziel zu fahren. Ein 3. Platz ist in Anbetracht der Umstände sehr solide.