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Die Königsmacher! Nicht nur Topfavoriten sind für Sieg am ESAF zuständig

Schwingfluencer

Die Königsmacher! Nicht nur Topfavoriten sind für Sieg am ESAF zuständig

25. August 2025, 18:22 Uhr
Der Schwingfluencer berichtet über Hintergründe und Talk-Abouts direkt aus und um die Schwingplätze. Aktuell vom ESAF in Mollis.
© Radio Central
Am ESAF entscheidet nicht nur das Talent der Topfavoriten über den Königstitel. Erst wer neben Können auch von Einteilung, Teamgeist und einer starken 2-Tagesform profitiert, kann im grössten Stadion des Landes ganz oben stehen.

Bevor Joel Wicki für die Innerschweiz den Königstitel zurückholte, dauerte es 36 Jahre. Davor wechselte der Königstitel zwischen den Bernern und Nordostschweizern hin und her. Namen wie Kilian Wenger, Matthias Glarner, Matthias Sempach und Christian Stucki und davor Thomas Sutter, Jörg Abderhalden (3 ×) und Nöldi Forer waren seit 1995 für die Königsreiche der Berner und Nordostschweizer verantwortlich.

Kann nun die Innerschweiz mit Joel Wicki erstmals über zwei Perioden das Königtum verlängern? Die Statistiken sprechen jedenfalls nicht dagegen. Um im grössten Stadion des Landes zu gewinnen, sind diverse Voraussetzungen wichtig:Dazu braucht es im Schwingsport im Feld der 274 selektionierten Schwinger zumindest 4 Voraussetzungen, um den Titel zu gewinnen. Diese lauten:

1. Eigene Fähigkeiten
Hat ein Schwinger die absolute Topform, das nötige Talent, den Willen und oftmals auch die entsprechende Statur und gewinnt aus eigener Kraft alle 8 Gänge, wie zum Beispiel Kilian Wenger in Frauenfeld, ist er der unbestrittene Sieger. Dennoch: Ohne Extra-Topform wird kein Topschwinger König.

Im Anschwingen, in der Regel beim 1. Gang, werden die Topfavoriten um den Festsieg gegeneinander eingeteilt. Dabei gibt es mehr ungeschriebene als geschriebene Regeln für die Gangeinteilungen. Deshalb sind auch manchmal Diskussionen in der Einteilung nicht vermeidbar.

2. Die Einteilung
Die Einteilung (am Mittwoch werden die Einteilungen bekannt gegeben) besteht aus den technischen Leitern aller Teilverbände. Stefan Strebel als Hauptverantwortlicher des ESV steht als Leiter dieser Gruppe vor. Er stellt auch den ersten Gang eigenständig zusammen. Hernach entscheiden die Technischen Leiter die Paarungen im Gremium zusammen. Die Einteilung ist deshalb, ob bewusst oder unbewusst, auch ein bisschen der Königmacher. Deshalb wird Fairness in diesem Gremium „GROSS“ geschrieben. Kampfrichter und Einteilung stehen deshalb oftmals auch in der Kritik – zurecht oder unrecht. Bei 274 Teilnehmern muss man eben Paarungen bestimmen und kann nicht Mann gegen Mann bis ans bittere Ende gegeneinander schwingen.

3. Teambildungen innerhalb der Teilverbände
In der Vergangenheit wurden die Innerschweizer oftmals dafür kritisiert, nicht als gesamtheitliches Team aufzutreten. Pirmin Reichmuth vom Innerschweizer Verband sagt dazu: „Das stimmt so gar nicht, das ist eine immer wiederkehrende Mär.“ Auf jeden Fall funktionierten die Innerschweizer beim Gewinn des Königstitels durch Joel Wicki als Team bestens. Vielleicht liegt diese „Mär“ eben darin begraben, weil eine Teambildung bei den Innerschweizern mit 6 Kantonen gegenüber den Bernern mit einem Kanton schwieriger umzusetzen ist.

4. Die Zwei-Tagesform
Nicht unwesentlich ist es, eine starke 2-Tagesform an den Tag legen zu können. Die lange Gangdauer, die Pausen zwischen den Gängen, das achtmalige Wieder-aufwärmen und Sich-auf-den-Wettkampf-Einstellen kommt hinzu. Diese 2-Tagesform kann kaum 1:1 trainiert werden. Die Kraftausdauer wird auf die letzte Kampfminute überhöht beansprucht. Die Kunst der Erholung und das Auftanken von Energie muss fast wissenschaftlich genau funktionieren, um diesen Schwingklassiker zu gewinnen.

Favoriten und erweiterter Kreis
Aus dem Gremium der Top-Favoriten: Wicki mit Siegen am ISAF und Brünig, Staudenmann mit 5 Siegen darunter Stoos und Weissenstein, und Giger mit 5 Siegen darunter Rigi und Schwägalp; wie auch aus dem erweiterten Favoritenkreis, welcher aus Michael Moser (3 Siege, darunter das BE), Adrian Walther (1 Sieg ET, beide Berner), Pirmin Reichmuth (Sieg am Luzerner Kantonalen, Innerschweiz), Werner Schlegel (Sieg am NOS, Nordostschweiz), Damian Ott (3 Siege, unter anderem am NOS und SWS), Armon Orlik (2 Siege, ZH und GL/GR, Nordostschweiz) besteht. Dabei sind auch Nick Alpiger und Stefan Strebel (aus der SWS) Namen, die überraschen können.

Jeder der Spitzenschwinger kann jeden besiegen, keiner blieb von einem Gestellten oder einer Niederlage verschont. Die Statistik unter den besten Schwingern (Favoriten) aus Direktbegegnungen der jüngsten Vergangenheit ist ausgeglichen. Gerade deswegen wird die 2-Tagesform jedes einzelnen Spitzenschwingers entscheidend sein.
Der Schwingfluencer – Alfons Spirig
Hier geht's zum nächsten ESAF-Artikel vom Schwingfluencer: Abderhalden letzter 3-facher König - kommt es in Mollis zu einem Novum?

Ausblick: In der nächsten Aausgabe: Welcher Favorit bringt die besten statistischen Voraussetzungen mit, um König zu werden?

Quelle: Radio Central
veröffentlicht: 25. August 2025 17:29
aktualisiert: 25. August 2025 18:22