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Die Schweizer Skicrosser vor dem Heim-Weltcup in Veysonnaz

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Die Schweizer Skicrosser vor dem Heim-Weltcup in Veysonnaz

15. März 2024, 05:01 Uhr
Altmeister Alex Fiva (38) verblüfft auch nach seinem Kreuzbandriss
© KEYSTONE/MAYK WENDT
Die Skicrosser gehen am Wochenende in Veysonnaz in die finale Phase der Saison. Alex Fiva kämpft noch um den Gewinn des Gesamtweltcups, acht weitere Schweizer schafften es aufs Podest.

Nachfolgend fünf Auffälligkeiten des Skicross-Winters:

Das Phänomen Alex Fiva

38 Jahre alt ist Alex Fiva Ende Januar geworden. Dass es die letzte Saison des Weltmeisters von 2021 und Olympia-Zweiten von 2022 ist, ist nicht anzunehmen. Zu gut fährt der Bündner auch nach seiner einjährigen Verletzungspause aufgrund eines Kreuzbandrisses, zu gut sind die Perspektiven mit Blick auf die Heim-WM im kommenden Jahr im Engadin.

Drei Rennen vor Schluss liegt Fiva im Gesamtweltcup an zweiter Stelle, 18 Punkte hinter dem Kanadier Reece Howden. Das Comeback verlief bislang exakt nach Plan: in den ersten Rennen das Herantasten mit den ersten Top-10-Klassierungen noch vor Weihnachten, im Januar die Rückkehr auf das Podest.

Dank acht Top-10-Resultaten in Folge übernahm Fiva im Februar zwischenzeitlich auch die Führung im Gesamtweltcup. «Alex Fiva ist unser Phänomen. Er ist die Ruhe in Person, spielt seine Erfahrung aus und hat die richtigen Instinkte», sagt der Schweizer Nationalcoach Enrico Vetsch über den Teamleader. Was noch fehlt, ist der erste Weltcupsieg seit Ende 2021.

Sieben Glanzmomente

Jonas Lenherr, Romain Détraz und Tobias Baur bei den Männern, Sixtine Cousin, Saskja Lack, Margaux Dumont und Talina Gantenbein bei den Frauen: Neben Alex Fiva und Fanny Smith setzten sieben weitere Schweizer und Schweizerinnen mit Podestplätzen einzelne Glanzpunkte.

«Obwohl mit Regez und Smith zwei Teamleader ausfielen, ist es eine gute Saison. Wir holten nicht das Optimum heraus, können aber zufrieden sein», sagt Enrico Vetsch zum Schweizer Abschneiden. Was den meisten indes fehlt, ist die Konstanz. «Das Potenzial dafür wäre da», meint der Nationalcoach.

Neue Perspektiven

Sandra Näslund gewann standesgemäss das Auftaktrennen und vor Weihnachten ein zweites Mal, an die Dominanz der Vorjahre kam die schwedische Rekordsiegerin aber wegen körperlicher Probleme nicht heran. Seit Ende Januar ist die 27-Jährige gar kein Faktor mehr; sie unterzog sich einer Knie-Operation und wird erst nächste Saison zurückkehren.

Näslunds Absenz und weitere Ausfälle eröffnen der Konkurrenz neue Perspektiven. Cousin, Lack und Dumont nutzten diese zu ihren ersten Podestplätzen. Die 24-jährige Genferin Cousin stieg in Innichen gar zuoberst aufs Podest - und das, als Näslund noch dabei war.

Vetsch dazu: «Es tut gut, dass die drei Podestluft geschnuppert haben. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass viele gute Fahrerinnen verletzt sind.» Das ausgedünnte Feld ermöglicht in Veysonnaz auch das Weltcup-Debüt der Telemark-Weltmeisterin Martina Wyss, die mit 28 Jahren ein ähnlich mutiges Experiment mit zwei Sportarten wagt wie die tschechische Doppel-Olympiasiegerin Ester Ledecka (Snowboard/Ski alpin).

Fanny Smith

Die grösste Nutzniesserin von Näslunds Absenz hätte eigentlich Fanny Smith sein können. Aber auch sie, mit 31 Weltcupsiegen die Nummer 2 hinter Näslund (39), kam in diesem Winter nicht richtig auf Touren. Wie Näslund fiel auch Smith zuletzt verletzt aus. Zudem bekundet die 31-jährige Romande seit dem Markenwechsel von Stöckli zu Völkl vor zwei Jahren Materialprobleme und hat das richtige Setup mit dem neuen Material noch nicht gefunden.

Je zweimal war Smith bis Anfang Februar Zweite und Dritte, dann kam der Trainingssturz in Alleghe. Die Folge: gebrochener Daumen samt Operation, verdrehtes Knie und, vor allem, Bänderzerrung im Fussgelenk. In Veysonnaz tastet sich Smith in diesen Tagen in den Trainings wieder heran. Ein Start am Wochenende ist nicht ausgeschlossen, angesichts der eingeschränkten Mobilität im Fussgelenk könnte die rennmässige Rückkehr aber auch erst eine Woche später beim Saisonfinale im schwedischen Idre Fjäll erfolgen.

Zumindest ab nächster Saison ist wieder mit der ehrgeizigen und zielstrebigen Waadtländerin zu rechnen. Konstanteste Schweizerin in diesem Winter ist aber Talina Gantenbein mit drei 3. Plätzen und Zwischenrang 5 im Gesamtweltcup.

Ryan Regez

Ryan Regez, das vermeintlich stärkste Pferd im Schweizer Stall, verzeichnet nicht ganz unerwartet einen durchwachsenen Winter. Der Berner Olympiasieger kehrte erst Ende Januar nach 14 Monaten von seinem Kreuzbandriss zurück und geht es seither sehr vorsichtig an. Noch fehlt das Vertrauen und fährt Regez gehemmt. Bestes Resultat des Gesamtweltcupsiegers von 2021/22 ist ein 8. Platz.

«Es war klar, dass der Einstieg schwierig würde mit dem fehlenden Aufbau», relativiert Vetsch. Übergeordnetes Ziel ist die WM in der nächsten Saison, im Hinblick darauf soll in diesem Winter nichts überstürzt werden. In den letzten zwei Rennen in Idre Fjäll soll noch ein gutes Resultat her. Das dortige Streckenprofil mit der langen Zielgraden ist auf den «Tempobolzer» Regez zugeschnitten. Mit einem zweiwöchigen Konditionsblock vor Veysonnaz ist das Fundament gelegt.

Quelle: sda
veröffentlicht: 15. März 2024 05:01
aktualisiert: 15. März 2024 05:01