Ditaji Kambundji nach Exploit mit höheren Zielen
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die 21-jährige Ditaji Kambundji den Schweizer Rekord über 100 m Hürden von Lisa Urech aus dem Jahr 2011 (12,62) bricht. Was sie dann allerdings am 4. August in Bern zeigte, erstaunte dennoch. Im Vorlauf lief sie 12,51 Sekunden, im Final 12,47. Zuvor hatte ihre Bestzeit, erzielt Mitte Juli, bei 12,68 Sekunden gelegen.
«Wenn mehrere Sachen zusammenstimmen, kann das viel ausmachen», sagt die letztjährige EM-Dritte. «Ich lief sehr aktiv, blieb mit dem Oberkörper kompakt, dennoch behielt ich eine gewisse Lockerheit. Es war weniger ein Kampf, ich konnte es einfach laufen lassen.»
Viele Fortschritte
Ditaji Kambundji gelang es auf diese Saison hin, in mehreren Bereichen einen Schritt vorwärts zu machen. Sie verbesserte die Grundschnelligkeit, legte kraftmässig zu und erzielte in der Technik über den Hürden grosse Fortschritte. Dazu kommen die guten Bedingungen in den beiden Trainingsgruppen in Bern und Basel.
Headcoach ist Florian Clivaz. Der frühere Sprinter und Freund ihrer zehn Jahre älteren Schwester Mujinga schreibt die Trainingspläne und kümmert sich um die Bereiche Sprint sowie Kraft. An der Hürdentechnik arbeitet sie unter der Leitung der ehemaligen Siebenkämpferin und Sportwissenschaftlerin Claudine Müller, die auch Jason Joseph betreut. In der Vorbereitung trainierte sie zweimal pro Woche in Basel, während der Saison weniger.
Ditaji Kambundji verfügt über eine angeborene Explosivität. «Wichtig ist zu lernen, die ganze Energie vom Start bis ins Ziel kanalisieren zu können», sagt die Bernerin. Dabei helfen ihr auch die gemachten Erfahrungen, und natürlich kann sie sehr von Mujinga profitieren. Nicht umsonst verfügt sie über eine enorme mentale Stärke, denn es ist sehr schwierig, nach einem Exploit wie den 12,51 Sekunden einen kühlen Kopf zu bewahren und eine Stunde später noch schneller zu sein.
Wichtige Bestätigung
Den Exploit noch in Bern zu bestätigen, war Ditaji Kambundji sehr wichtig. «Ich dachte gar nicht darüber nach, was die Zeit bedeutet. Ich zog mich zurück und versuchte, mein Ding zu machen. Es hat mich selber sehr erstaunt, dass ich dermassen ruhig geblieben bin.» Danach benötigte sie aber ein paar Tage, um das Ganze zu realisieren und zu verarbeiten.
Der Final in Bern war ihr letztes Rennen vor der WM, in der sie am Dienstag den Vorlauf bestreitet. Von daher ist sie mit einem sehr positiven Gefühl am Samstag in die ungarische Hauptstadt gereist. Jedoch sei jeder Tag ein neuer Tag, an dem das Gefühl ein anderes sei, andere Voraussetzungen herrschen würden, so Ditaji Kambundji.
«Die WM ist schon noch einmal ein anderer Wettkampf», fährt sie fort. «Ich werde sehen, wie die Situation dann ist. Wichtig ist, jeden Zustand zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen. An einer WM nervös zu sein, ist normal. Es bringt nichts, dagegen anzukämpfen.»
Klar ist, dass sie sich aufgrund der erzielten 12,47 Sekunden nun höhere Ziele setzt. Weltweit sind in diesem Jahr zehn Läuferinnen schneller gelaufen als Ditaji Kambundji, darunter sechs Amerikanerinnen, von denen nur drei in Budapest starten. Ein Platz im Final ist also durchaus realistisch und auch das Ziel. «Dafür muss bei mir jedoch alles stimmen», ist sich Kambundji bewusst. Die Form stimmt auf jeden Fall.