Jetzt ist Zoés Schwester wieder die beste Freundin
Der Lärm ist ohrenbetäubend. Fast 12'000 Fans verwandeln das provisorische Beachvolleyball-Stadion in ein Tollhaus, gleich daneben funkelt der Eiffelturm mit einer Lichtshow in der Pariser Nacht. Dabei musste die Anlage zuvor wegen einer ernsten Gewitterwarnung geräumt werden. Doch alle kehrten wieder zurück.
Mitten drin: Esmée Böbner und Zoé Vergé-Dépré, die etwas überraschend das zweite Schweizer Olympiaticket den Bronzegewinnerinnen von Tokio, Anouk Vergé-Dépré/Joana Mäder, weggeschnappt hatten. Anouk ist die ältere Schwester von Zoé. In den letzten Monaten waren die beiden deshalb Konkurrentinnen um den begehrten Olympiaplatz. Nach geschlagener Schlacht sind sie nun aber wieder beste Freundinnen wie eh und je.
Regelmässiger Austausch
Den Rat von Anouk schätzt Zoé Vergé-Dépré sehr. «Wir tauschen uns immer wieder aus, gerade auch jetzt während den Spielen», erzählt die 26-jährige Bernerin nach dem Sieg im zweiten Spiel am späten Mittwochabend gegenüber Keystone-SDA. «Sie hat mir ein paar gute Tipps gegeben, wie es bei Olympia so ist. Immerhin war sie ja zweimal dabei.» Und ein wenig spiele sie ja auch für ihre Schwester. Zwar sei Anouk ja selber am Trainieren und habe nicht so viel Zeit, aber auf das dritte Gruppenspiel am Samstag werde sie ebenfalls nach Paris kommen.
In diesem geht es für Böbner und Vergé-Dépré nur noch darum, gegen die bisher sieglosen Giuliana Poletti/Michelle Valiente aus Paraguay den Gruppensieg sicherzustellen. Die Achtelfinal-Qualifikation haben sie bei ihrer Olympia-Premiere nach zwei Siegen bereits auf sicher. Esmée Böbner sagt über ihre Partnerin seit sieben Jahren, sie sei «mega zielstrebig, sehr ehrgeizig und immer hungrig darauf, sich zu verbessern». Bis jetzt läuft das hervorragend, auch weil sich Zoé Vergé-Dépré in Paris wie zuhause fühlt.
In Frankreich megaschön
«Noch mehr als in Frankreich allerdings in Guadeloupe», betont sie, deren Vater von der französischen Karibikinsel stammt. «Aber es ist megaschön, die Sprache zu verstehen. Ich fühle mich definitiv wohl in diesem Land.» Und natürlich sei es speziell, direkt neben dem Eiffelturm zu spielen. Noch mehr war dies am Mittwochabend mit der Verspätung der Fall, als der Eiffelturm mit vielen Lichtern zu blinken begann. Böbner war sofort begeistert und wies Vergé-Dépré darauf hin, doch diese hatte, ganz wie zuvor beschrieben, nur Augen für das Spiel.
Zu schätzen weiss sie den spektakulären Standort des Beachvolleyball-Stadions aber sehr wohl. Und vollends begeistert ist sie von der Stimmung darin. «Die Leute gehen extrem ab, es ist extrem laut», freut sie sich. «Das sind wir uns nicht immer gewöhnt, auch nicht bei grossen Turnieren.» Olympia ist halt noch einmal anders. Aber das wusste Zoé Vergé-Dépré ja schon von ihrer Schwester.