Mehrere Wackelkandidaten im Hinblick auf die EM
An den letzten beiden Grossturnieren konnten die Trainer jeweils 26 Spieler mitnehmen, drei mehr als normal. An der EM 2021 wegen der Corona-Pandemie, an der WM 2022 aufgrund des ungewöhnlichen Zeitpunkts im November und Dezember.
Für die diesjährige Europameisterschaft gilt die angestammte Kadergrösse von 23 Spielern. Von diesen Plätzen sind im Kader der Schweiz viele reserviert. Ein Überblick von den aktuell Aufgebotenen, die noch zittern müssen:
Tor
Wackelkandidaten im aktuellen Aufgebot: Mvogo, von Ballmoos
Neben Yann Sommer, der von Yakin bereits den Status als Nummer 1 erhielt, ist auch Gregor Kobel gesetzt, der in La Manga vorzeitig abreiste, um sich zu schonen. An der WM in Katar war Jonas Omlin der Dritte im Bunde. Der 30-Jährige ist jedoch seit September verletzt und hat in dieser Saison mit Borussia Mönchengladbach nur drei Spiele bestritten.
Selbst wenn Omlin bis zum Saisonende noch Partien bestreiten sollte, ist Yvon Mvogo in der Pole-Position für den Posten des dritten Torhüters. Für Mvogo wäre es nach der WM 2018 und der EM 2021 sein drittes Grossturnier. Er kam in der EM-Qualifikation in zwei Partien zum Einsatz und damit sogar einmal mehr als Kobel. David von Ballmoos dürfte nur zum Zuge kommen, wenn sich jemand verletzt.
Verteidigung
Wackelkandidaten im aktuellen Aufgebot: Cömert, Garcia, Mbabu, Omeragic, Zesiger
An Manuel Akanji, Nico Elvedi, Ricardo Rodriguez, Fabian Schär und Silvan Widmer gibt es im Normalfall in der Abwehr kein Vorbeikommen. Cédric Zesiger stand während der EM-Qualifikation durchgehend im Aufgebot. Damit ist er trotz bloss etwa 100 Einsatzminuten der erste Kandidat auf den vierten Platz in der Innenverteidigung. Auch Eray Cömert wurde von Yakin regelmässig berücksichtigt, jedoch wenig eingesetzt. Becir Omeragic ist in La Manga erstmals seit drei Jahren wieder im Kreise des A-Nationalteams und mit 22 Jahren der Jüngste im Kader. Er dürfte seine Chance erst nach der EM erhalten.
Kevin Mbabu und Ulisses Garcia sind Aussenverteidiger und aufgrund des Mangels auf dieser Position in einer guten Ausgangslage. Vor allem auf Garcias linker Seite fehlen die Alternativen. Der Spieler von Olympique Marseille konnte sich bei seinen bisherigen Länderspiel-Einsätzen jedoch nicht aufdrängen.
Rechts hat sich mit Mbabu ein Spieler ins Gespräch gebracht, der seit September 2022 kein Nati-Aufgebot mehr erhalten hat. Der Augsburg-Legionär erhielt für die anstehenden Testspiele den Vorzug gegenüber dem polyvalent einsetzbaren Edimilson Fernandes von Mainz 05. Fernandes, der während Widmers Ausfall im Nationalteam mehrheitlich auf der rechten Abwehrseite eingesetzt wurde, war zuletzt länger ausgefallen und muss hoffen, bis zur EM wieder fit zu sein.
Kein Thema mehr scheint Jordan Lotomba zu sein, der die Chancen unter Yakin nicht nutzen konnte. Im aktuellen Aufgebot hat es der Rechtsverteidiger von Nizza nicht einmal auf die Pikettliste geschafft.
Zentrales Mittelfeld
Wackelkandidaten im aktuellen Aufgebot: Sierro
Captain Granit Xhaka, Remo Freuler und Denis Zakaria sind gesetzt. Michel Aebischer ist zwar meist zweite Wahl, gehört aber seit Jahren zum Nationalteam und wird dort geschätzt. In der Qualifikation sogar noch öfter als Aebischer eingesetzt wurde Djibril Sow. Jedoch steht der 27-Jährige in Diensten des FC Sevilla nun zum zweiten Mal in Folge nicht im Aufgebot und droht die EM zu verpassen, nachdem er zuletzt zweimal an den Grossturnieren dabei war.
Der mögliche Profiteur ist Vincent Sierro, der mit 28 Jahren dank starker Leistungen bei Toulouse erstmals überhaupt ein Aufgebot erhalten hat. Er dürfte in den Testspielen die Chance erhalten, sich zu beweisen.
Mögliche «Sprengkandidaten» sind die 2002-Jahrgänger Ardon Jashari und Fabian Rieder, deren Namen bei den Kader-Nominationen immer wieder fallen. Beide waren an der WM in Katar dabei, Rieder spielte gegen Brasilien sogar von Beginn an.
Flügel
Wackelkandidaten im aktuellen Aufgebot: Bislimi, Kutesa
Auf den Seiten setzte Yakin mehrheitlich auf Ruben Vargas und Xherdan Shaqiri, das dürfte auch an der EM in Deutschland so sein. Dahinter stehen Renato Steffen und Dan Ndoye in der Pole-Position. Yakin schätzt beide; Steffen für seine kämpferische Art, die ihm in der Qualifikation neun von möglichen zehn Einsätzen bescherte, und Ndoye für seine Schnelligkeit.
Um sich im Angriff auch die Option mit Shaqiri auf zentraler Position offenzuhalten, könnte ein weiterer Flügelspieler in die Kränze kommen. Im aktuellen Kader stehen Dereck Kutesa und Uran Bislimi, wobei sich Letzterer bereits während der Qualifikation zeigen durfte und daher leicht im Vorteil ist.
Eng wird es für Christian Fassnacht, Filip Ugrinic und Steven Zuber, die in der Qualifikation zu Teileinsätzen gekommen sind, im aktuellen Aufgebot jedoch fehlen.
Sturm
Wackelkandidaten im aktuellen Aufgebot: Okafor
Obwohl er seit Dezember 2022 kein Spiel mehr im Nationalteam bestritten hat, ist ein Platz im EM-Kader für Breel Embolo reserviert. Der Stürmer von Monaco steht nach langer Verletzungspause vor dem Comeback. Auch Zeki Amdouni, mit sechs Treffern der beste Schweizer Torschütze in der Qualifikation, darf sich auf sein erstes Grossturnier freuen.
In den letzten drei Spielen der Qualifikation stand Noah Okafor als Sturmspitze in der Startelf. Sein Einfluss aufs Spiel war jedoch gering. Trotzdem steht der Milan-Legionär in Yakins Gunst derzeit vor Spielern wie Cedric Itten und Andi Zeqiri, muss jedoch seinen Wert noch unter Beweis stellen.
Notabene, weil der Nationaltrainer bei der Präsentation des aktuellen Aufgebots noch einen Namen ins Spiel brachte: Der in Sitten aufgewachsene YB-Stürmer Joël Monteiro befindet sich im Einbürgerungsverfahren, das - so die Hoffnung Yakins - noch vor der EM abgeschlossen werden könnte.