Mikaela Shiffrin überlegen - Rast und Meillard überzeugen
Sie waren in der vergangenen Saison zusammen mit Michelle Gisin zur Stelle, als es galt, die Lücke im Slalom-Team der Schweizerinnen auszufüllen, die sich nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Wendy Holdener aufgetan hatte. Das Trio tat das hervorragend, weit besser als erwartet. Mit Ausnahme des Finales in Saalbach- Hinterglemm war Swiss-Ski stets zumindest mit einer Fahrerin in den ersten sechs vertreten. Michelle Gisin schaffte sogar zweimal Rang 3.
Camille Rast und Mélanie Meillard taten sich nun auch im ersten Slalom des WM-Winters hervor - an einem Tag, an dem sich Wendy Holdener eingestehen musste, dass sie noch das eine oder andere Rennen benötigt, um wieder zu gewohnter Stärke zu finden. Die Schwyzerin, die die vergangene Saison wegen einer Fraktur im linken Sprunggelenk praktisch vollends verpasst hatte, klassierte sich in ihrem ersten Weltcup-Slalom seit einem Jahr auf Platz 16.
(K)ein bevorzugtes Terrain
Camille Rast überraschte sich mit ihrem Abschneiden selber, denn die Piste in Levi gehört nicht zu ihrem bevorzugten Terrain. Ihre angriffige Fahrweise wertete sie als weiteres Zeichen des (längst) wiedergewonnenen Selbstvertrauens. Der erste Podestplatz im Weltcup scheint für die Walliserin nur eine Frage der Zeit.
Im Gegensatz zu ihrer Teamkollegin mag Mélanie Meillard die Gegebenheiten in Levi. Davon zeugen auch die in der Vergangenheit erreichten Ergebnisse. Die Plätze 5, 6, schon einmal 7 und 9 hatte die Schwester von Loïc Meillard belegt. Mit ihrer neuesten Klassierung egalisierte sie ihre zweitbesten Ergebnisse im Weltcup seit dem Wiedereinstieg nach der im Vorfeld der Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang zugezogenen schweren Knieverletzung.
Die zweite Rückkehrerin im Schweizer Team, Aline Danioth, die nach neuerlich langer Zwangspause wieder dabei war, beendete ihren ersten Einsatz im Weltcup nach 657 Tagen Absenz auf Platz 40. Die Urnerin hatte im März vergangenen Jahres einen Kreuzbandriss im rechten Knie erlitten, ihre bereits sechste schwerwiegende Verletzung.
Kein Gigantinnen-Duell
Mikaela Shiffrin schuf die Basis zu ihrem achten Sieg in Levi dank überragender Bestzeit im ersten Lauf, mit der sie ihre Gegnerinnen um mindestens sechs Zehntel hinter sich liess. Mit einer kontrollierten zweiten Fahrt brachte sie ihren Weltcup-Sieg Nummer 98 unter Dach und Fach. In der Endabrechnung lagen die Österreicherin Katharina Liensberger und die Deutsche Lena Dürr auf den Plätzen 2 und 3 rund acht Zehntel zurück.
Nicht am Start war Petra Vlhova. Die Slowakin fühlte sich nach ihrem im Januar erlittenen Kreuzbandriss für den Wettkampf noch nicht bereit. Das Duell der Gigantinnen entfiel deshalb, dieses seit acht Wintern den Frauen-Slalom prägende Element fehlte diesmal - ausgerechnet in Levi, wo die Dominanz der beiden so ausgeprägt wie nirgendwo sonst in den letzten Jahren war. In den vorangegangenen zwölf Weltcup-Rennen in Lappland teilten sie sich die Siege je zur Hälfte auf. Eine andere Gewinnerin auf der Piste Levi Black gab es letztmals vor zehn Jahren mit der Slowenin Tina Maze. Im Winter zuvor hatte Mikaela Shiffrin ein erstes Mal dominiert.
Petra Vlhova war trotz ihrer Absenz auch dieser Tage ein Thema. Mikaela Shiffrin lobte ihre Haupt-Konkurrentin in den höchsten Tönen. Sie, Petra Vlhova, habe in Levi die besten Fahrten gezeigt, die sie dort gesehen habe. Die Amerikanerin schöpft nicht nur aus der Rivalität mit der Slowakin, sondern auch aus deren Leistungen im hohen Norden zusätzliche Motivation. «Sie spornen mich an, noch besser zu werden, noch präziser zu fahren.»
Wie die Amerikanerin am Samstag aufgetreten ist, kommen die Worte mehr einer Drohung an ihre Kontrahentinnen als einer Begründung ihrer erneut krassen Dominanz gleich.