Neuchâtel kann Schweizer Volleyball-Geschichte schreiben
«Das ist zweifellos die stärkste Mannschaft, gegen die wir bisher gespielt haben», sagt NUC-Trainerin Lauren Bertolacci. Nach Maribor, Dresden, Stara Pazova und Lodz fordert der Neuenburger Verein den Fünften der italienischen Meisterschaft heraus - einen Gegner aus «einer der besten Ligen der Welt, wenn nicht sogar der besten», so die australische Trainerin.
In der Tat dominieren die italienischen Teams die europäische Volleyball-Bühne der Frauen. In den letzten vier Saisons gingen neun der zwölf kontinentalen Trophäen (Champions League, CEV-Cup und Challenge Cup) an Teams aus Italien. Chieri triumphierte im Vorjahr im Challenge Cup, der dritthöchsten europäischen Spielklasse. In diesem Jahr besiegten die Piemonteserinnen auf dem Weg in den Final des CEV-Cups in der 1. Runde Düdingen mit 6:0 Sätzen.
«Einmal im Jahrzehnt»
Der NUC, der sich am Samstag mit dem Sieg gegen Glaronia für die Playoff-Halbfinals der NLA qualifiziert hat, ist immer noch auf dem Weg zu einem historischen Quadruple, einer Saison mit vier Trophäen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss das Team besser abschneiden als Köniz, das einzige andere Schweizer Team, das bislang einen europäischen Final erreicht hat. Die Bernerinnen unterlagen 2003 im Top Teams Cup, dem Vorläufer des CEV-Cups, Villebon aus Frankreich.
Lauren Bertolacci, die gegen Chieri laut eigenem Bekunden auf die «stärkste Equipe» zählen kann, die sie je trainiert hat, sagt: «So etwas passiert nur einmal in einem Jahrzehnt. Die meisten Stammspielerinnen sind schon seit mehreren Jahren dabei und haben noch nie so gut gespielt.» Insbesondere die amerikanische Fraktion, angeführt von der gefürchteten Aufschlägerin Tessa Grubbs und der Rückkehrerin Tia Scambray, hebt die Trainerin hervor, ausserdem die aus Freiburg stammende Zuspielerin Méline Pierret.
Grosses Risiko, grosse Belohnung
Wie in den vorangegangenen Runden wollen die Neuenburgerinnen ihre Final-Gegnerinnen mit ihrer spektakulären aggressiven Spielweise aus dem Konzept bringen. Ein erstes Mal am Mittwoch vor den maximal 2000 Zuschauern in der etwas knapp bemessenen heimischen Halle Riveraine, die für einen Anlass dieser Bedeutung eigentlich kaum gerecht wird. Das Rückspiel steht dann in einer Woche in Italien an.
«Unser nicht-konservativer Ansatz ist im Frauen-Volleyball sehr unkonventionell. Wir gehen ein hohes Risiko ein, vor allem beim Aufschlag», erklärt Bertolacci. «Einige Kritiker behaupten, dass es nicht nachhaltig ist, so zu spielen. Aber die Wahrheit ist, dass wir nie so weit gekommen wären, wenn wir anders gespielt hätten.»