Rumänien fordert die Niederlande
Wer vor der Europameisterschaft auf Österreich als Sieger der Gruppe D gesetzt hat, hat sich wohl ein schönes Sackgeld dazuverdienen können. Denn Frankreich und die Niederlande waren bei den Buchmachern diesbezüglich sicher höher im Kurs. Mit zwei Siegen gegen Polen und die Niederländer hat sich das Team von Ralf Rangnick aber ganz nach oben gehievt – und die Franzosen trotz 0:1-Niederlage im Direktduell hinter sich gelassen.
Dieses Auftaktspiel war der Moment, als in Österreich bereits wieder erste Zweifel aufkamen über die Leistungsfähigkeit dieses Teams. Darüber, ob die Mannschaft an den hohen Erwartungen zerbrechen könnte. Denn Beobachter hatten der ÖFB-Auswahl längst das Label des Geheimfavoriten angehängt.
Nach dem Gruppensieg und den überzeugenden Auftritten bisher an diesem Turnier sehen sie sich bestärkt in ihrer Einschätzung. Die Österreicher wirken homogen und zeigen, dass der für Rangnick typische Fussball mit hohem Gegenpressing auch auf Ebene der Nationalmannschaft funktioniert. Der 66-jährige Deutsche leistet im österreichischen Verband so überzeugende Arbeit, dass ihn Bayern München in der Odyssee nach einem neuen Trainer gern abgeworben hätte.
Doch Rangnick weiss, dass er mit diesen Österreichern etwas erreichen kann. Zum zweiten Mal stehen sie nun in den Achtelfinals einer EM. Vor drei Jahren unterlagen sie dem späteren Europameister Italien erst in der Verlängerung (1:2). Nun stehen sie am Dienstag (21 Uhr) in Leipzig mit der Türkei einem Gegner gegenüber, der bisher einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen hat: Auf das überzeugende 3:1 zum Auftakt gegen Georgien folgte eine fehlerbehaftete Vorstellung gegen Portugal (0:3), und gegen die Tschechen mussten sie trotz langer Überzahl phasenweise ums Weiterkommen bangen (2:1).
Wäre der Vorstoss unter die letzten acht eine Premiere für Österreich, haben das die Türken bisher zweimal erreicht (2000 und 2008).
Rumäniens Erinnerung an 2000
Die zweite Partie vom Dienstag ist das Duell zweier Teams, die siegreich ins Turnier gestartet sind, seit zwei Spielen aber auf ein Erfolgserlebnis warten. Die Niederländer hegen eigentlich die Ambition, an einem kontinentalen Turnier um den Titel mitzuspielen. Die «Elftal» ist aber seit 2004 nicht mehr über die Viertelfinals hinausgekommen. Für Rumänien wiederum wäre das Überstehen der Achtelfinals ein grosser Erfolg. 2000, als sie bei der EM in Belgien und der Niederlande einen Viertelfinal gegen Italien bestritten (0:2), wurde vorher noch gar keine K.o-Runde ausgetragen.