Scheue Lichtblicke an einem «schwarzen Tag»
Wenn die Kräfteverhältnisse klar verteilt sind, ist es wichtig, andere Massstäbe anzuwenden. Zum Beispiel für das Schweizer Nationalteam der Frauen, wenn es gegen die Weltmeisterinnen aus Spanien spielt. Nach dem 1:7 am Dienstagabend im vierten Aufeinandertreffen der Nations League könnte eine Feststellung sein, die SFV-Auswahl habe in den drei Partien gegen die Iberinnen in diesem Jahr 17 Tore kassiert, sei stets chancenlos gewesen und habe sowohl an der WM in Australien und Neuseeland als auch bei den beiden Aufeinandertreffen in der Nations League klar die Limiten aufgezeigt bekommen.
Wältis Schnippischkeit
Das ist aber etwas, das im Schweizer Lager durchaus bekannt ist. Als Lia Wälti nach der Partie gefragt wird, ob es für die Schweiz nicht hätte möglich sein können, die Gegnerinnen in der Schlussphase etwas unter Druck zu setzen, fragt die Captain schnippisch zurück, ob der Fragesteller selber auch schon einmal gegen Spanien gespielt habe. Die Schweiz weiss, dass sie sich weit weg vom Weltklasse-Niveau der Spanierinnen bewegt, und sie weiss auch, dass sie sich diesem in den letzten Monaten nicht angenähert, wohl eher sogar etwas entfernt hat. Mit nur einem Sieg in 14 Partien unter der deutschen Trainerin Inka Grings.
«Wer uns mit Nationen wie Spanien vergleicht, hat keine Ahnung von Fussball», sagt Grings, als sie auf dem Podium im Bauch des Letzigrund Stadions sitzt. Ramona Bachmann habe ihr mit Tränen in den Augen gesagt, sie sei in einem Spiel noch nie so oft ins Leere gelaufen. «Das sagt alles». Eigentlich wäre Grings an diesem Tag gern in Feierlaune, schliesslich ist es ihr 45. Geburtstag. Nach Feiern ist ihr jedoch nicht zumute. Nicht, weil sie erwartet hätte, dass ihr Team gegen die Weltmeisterinnen etwas holt, aber weil sie doch feststellen musste, dass viele Spielerinnen unter ihrem Niveau agiert hätten und die Niederlage entsprechend auch in dieser Höhe verdient gewesen sei. «Manchmal hast du einfach einen schwarzen Tag», sagt Grings. «Das gehört dazu.»
Grings' «beste Methode»
Immerhin einen Lichtblick habe es gegeben mit dem Treffer von Ayalah Pilgrim. «Es freut mich wirklich sehr, dass dieser Spielzug gelungen ist. Schade, konnten wir danach nicht länger ohne Gegentor bleiben.» Nur drei Minuten später schlug es hinter Livia Peng zum fünften Mal ein. «Gegen so ein Team wäre die beste Methode, das Tor mit zehn Spielerinnen zuzunageln», sagt die Trainerin und versucht trotzdem, ihre Spielerinnen auf dem guten Weg zu sehen, den sie immer wieder propagiert. Auch wenn sie zugibt, in Anbetracht der schlechten Resultate manchmal gar nicht mehr zu wissen, was sie sagen soll.
Die jungen Spielerinnen wie Pilgrim, die ebenfalls eingewechselte Smilla Vallotto oder die derzeit verletzte Iman Beney geben ihr Mut, spätestens für die EM 2025 im eigenen Land ein schlagkräftiges, erfolgreiches Team beisammen zu haben. Es sind kleine Lichtblicke an einem schwarzen Tag.