Seriensieger Odermatt wieder Gesamtweltcup-Sieger
Odermatts Selbstvertrauen ist hinlänglich bekannt. Seine Zuversicht für den Riesenslalom in der rund drei Autostunden nordöstlich von San Francisco gelegenen Station, die bis vor drei Jahren Squaw Valley hiess, schien nochmals etwas grösser als ohnehin schon. Er schwärmte von den «guten Schneeverhältnissen» und einer Unterlage, die «ein gefühlvolles Fahren» erfordert, vom «spannenden Hang» und der «coolen Stimmung» im Publikum. Dazu sagte ihm die Kurssetzung zu. «Ich wollte Gas geben», sagte Odermatt nach dem ersten Lauf. «Das gelang mir sehr gut.»
Die Fahrt gelang ihm so gut wie keinem anderen. Die Fahrt war so gut, dass er mit Ausnahme von Henrik Kristoffersen alle Konkurrenten bereits vorentscheidend distanzierte. Der Norweger vermochte mit einem Rückstand von 15 Hundertsteln erstaunlich gut mitzuhalten - und er forderte Odermatt auch mit einer hochklassigen zweiten Fahrt noch einmal heraus. Am Ende entschieden 15 Hundertstel zugunsten des Innerschweizers.
Zehnter Riesenslalom-Sieg in Folge
Odermatt gewann in der Basis-Disziplin auch das siebente Weltcup-Rennen des Winters, saisonübergreifend das zehnte ohne Unterbruch. Er siegte in jenem Ort, in dem der Gewinner das bisher letzte Mal in einem Weltcup-Riesenslalom nicht Marco Odermatt hiess. Zwölf Monate zuvor hatte es ihm mit drei Hundertsteln Rückstand auf den Österreicher Marco Schwarz zu Rang 2 gereicht.
Odermatt führte ein grossartiges Schweizer Team an. Thomas Tumler setzte seine überzeugenden Leistungen in diesem Winter fort und schaffte mit Rang 4 das zweitbeste Ergebnis seiner Karriere im Riesenslalom. Besser war er in dieser Sparte erst einmal, mit Platz 3 vor etwas mehr als fünf Jahren in Beaver Creek in Colorado. Gino Caviezel folgte in der Rangliste unmittelbar dahinter und vor Loïc Meillard und war damit so gut klassiert wie noch nie in diesem Winter. Gleiches gilt im Riesenslalom für Justin Murisier, der sich Rang 12 sicherte. Livio Simonet steigerte seinen absoluten Bestwert im Weltcup mit Platz 14 um fünf Positionen.
1001 Punkte Vorsprung
Mit Sieg Nummer 35 im Weltcup machte Odermatt zudem das zweite Dutzend an Podestplätzen am Stück im Riesenslalom perfekt - und hielt damit eine weitere nicht minder beeindruckende Serie aufrecht. Und vor allem tat er den letzten nötigen Schritt, um den dritten aufeinanderfolgenden Gewinn des Gesamtweltcups auch mathematisch perfekt zu machen, also auch die allerletzten, nur noch in grauer Theorie bestandenen Zweifel zu beseitigen.
Odermatt hat das vollendet, was schon seit längerer Zeit im Grunde genommen festgestanden hat. Er wird in vier Wochen beim Finale in Saalbach im Salzburgerland erneut die grosse Kristallkugel überreicht bekommen. Weitere Glaspokale liegen für ihn als Führenden in den Wertungen von Riesenslalom, Super-G und Abfahrt bereit.
Odermatt führt die Gesamtwertung nunmehr mit 1702 Punkten an und weist damit einen Vorsprung von 1001 Punkten auf seinen ersten Verfolger Manuel Feller auf, der sich am Samstag mit Rang 8 bescheiden musste. Bei zehn ausstehenden Rennen, je vier Riesenslaloms und Slaloms, einer Abfahrt und einem Super-G, wären im besten Fall noch 1000 Punkte zu gewinnen.
Cyprien Sarrazin, zuvor hinter Odermatt die Nummer 2 im Gesamtklassement mit 918 Punkten Rückstand, hat gezwungenermassen auf die ursprünglich geplante Reise in die USA verzichtet. Der Franzose kuriert seine Muskelverletzung an der linken Wade aus, die er bei seinem Sturz vor einer Woche im zweiten Training für die Abfahrt in Kvitfjell erlitten hat. Sarrazin hatte deshalb schon für die Rennen in Norwegen, neben der Abfahrt stand noch ein Super-G im Programm, passen müssen.