Sinner gewinnt Australian Open nach 0:2-Satzrückstand
Der Weltranglisten-Vierte Sinner brauchte nach seinem Coup im Halbfinal gegen den Rekordsieger Novak Djokovic lange, um auf Touren zu kommen. Am Ende hatte er aber die grösseren physischen Reserven und rang den US-Open-Champion von 2021 in 3:46 Stunden nieder.
Sinner hatte auf dem Weg in den Final fast sechs Stunden weniger auf dem Platz gestanden als Daniil Medwedew. Auf Dauer zahlte sich dies aus. Nachdem er in den Sätzen drei und vier jeweils zum 6:4 das einzige Break geschafft hatte, gelang ihm die im fünften Durchgang zum 4:2. Danach behielt der 22-jährige Südtiroler die Nerven und nutzte den ersten Matchball standesgemäss mit einem Vorhandwinner.
Der Final bot noch einmal Drama pur und war ein würdiges Ende eines spektakulären Turniers mit erstmals über einer Million Besuchern. Mit dem 35. Fünfsätzer wurde der Rekord vom US Open 1983 egalisiert.
Für Medwedew ist die Niederlage sehr bitter: Bereits vor zwei Jahren hatte er in Melbourne den Final gegen Rafael Nadal nach einer 2:0-Satzführung noch aus der Hand gegeben. Er hat nun neben seinem Sieg am US Open 2021 fünf Grand-Slam-Finals verloren - erstmals aber nicht gegen Nadal oder Djokovic.
Sinner beeindruckte aber mit seiner Ruhe nach einem katastrophalen Start. In 88 Games auf dem Weg in den Final hatte er nur gerade zweimal seinen Aufschlag verloren und gegen Djokovic nicht einmal eine Breakchance zugelassen. Im Final aber nahm ihm Medwedew gleich in den ersten zwei Sätzen viermal den Service ab. Eineinhalb Stunden lang spielte der Moskauer sehr nahe an der Perfektion.
Entgegen seiner üblichen Komfortzone weit hinter der Grundlinie rückte er wesentlich weiter nach vorne und setzte Sinner damit enorm unter Druck. Erstmals am diesjährigen Turnier musste der Italiener einen Rückstand aufholen, er reagierte aber wie ein echter Champion, der er nun erstmals auch auf höchstem Niveau ist. Medwedew liess ein wenig nach und hatte am Ende auch die Beine nicht mehr, um das druckvolle Grundlinienspiel Sinners zu kontern. Es war aber vor allem die Steigerung des ehemaligen Skirennfahrers, die die Wende brachte. Er ist nun der erste neue Sieger in Melbourne seit Stand Wawrinka 2014.