Stabhochspringerin Moser gehört zu den Medaillenkandidatinnen
Europameisterin vor knapp zwei Monaten in Rom, Hallen-Europameisterin 2021, Tagessiegerin in der Diamond League, Juniorenweltmeisterin und weitere Goldmedaillen in diversen Nachwuchskategorien: Angelica Moser hat in den letzten zehn Jahren auf allen Ebenen Spitzenleistungen erbracht. Nun scheint es an der Zeit zu sein, dass ihr auch im Zeichen der fünf Ringe bei ihren bereits dritten Olympischen Spielen nach Rio 2016 und Tokio 2021 ein Coup gelingt.
«Seit zwei Jahren habe ich wieder ein gutes Gleichgewicht gefunden», sagt die Athletin. Sie habe mit ihren ehemaligen Trainern Herbert Czingon und Damien Inocencio die Grundlagen gelegt, und seit eineinhalb Jahren habe sie sich dank Adrian Rothenbühler in der Geschwindigkeit und im Anlauf verbessert. «Ich war nicht verletzt, ich bin bereit», erklärt die 26-jährige Zürcherin, die von Andelfingen nach Courrendlin im Jura zu ihrem Freund Kevin Bozon, dem Eishockey-Profi des HC Ajoie, gezogen ist.
Die Qualität ihres dritten Sprungs
Angelica Moser ist in dieser Saison in eine neue Dimension vorgestossen. Mit dem Schweizer Rekord, den sie letzten Monat in Monaco auf 4,88 m erhöht hat, liegt sie in der Weltrangliste ex-aequo auf Platz 2 hinter der Britin Molly Caudery (4,92 m). Aber die Springerinnen sind sehr dicht beieinander. «Wir sind neun oder zehn, die eine Medaille gewinnen können. Der Schlüssel wird sein, am Tag X auf mich selbst konzentriert zu bleiben. Ich habe keinen Einfluss darauf, was die anderen tun», betont die Nichte von Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl.
Mosers grosser Tag steht am Mittwoch an. Zuvor muss jedoch am Montag die Qualifikation überstanden werden. World Athletics hat die Vorgabe auf 4,70 m angesetzt. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass das Kontingent der zwölf Finalistinnen mit einer solchen Höhe gefüllt werden kann. Ein Sprung über 4,60 m oder 4,65 m sollte ausreichen.
In dieser Saison zeichnet sich die Zürcherin auch durch ihre Konstanz aus. Sie hat bereits acht Mal 4,70 m oder mehr übersprungen. Sie ist mental sehr stark. Es kommt regelmässig vor, dass sie das vorzeitige Ausscheiden erst im dritten Versuch abwendet. «Das Wissen, dass ich in der Lage bin, sehr gute dritte Sprünge zu zeigen, gibt mir Selbstvertrauen», sagt sie.
Mehr Schritte im Anlauf
Die Zürcherin ist ein Sonderfall unter den besten Springerinnen, denn sie startet mit 18 Schritten im Vergleich zu deren 16 bei den Konkurrentinnen. Sie nimmt sich die Zeit, gut und kontinuierlich zu beschleunigen. Ihr Vater Severin - 1988 in Seoul Olympia-17. im Zehnkampf, wo er mit dem Stab 4,70 m übersprang - ist oft bei Wettkämpfen dabei, um ihr Hinweise auf die Stärke und Richtung des Windes zu geben.
Solche Details können in Paris den Ausschlag geben, wenn Angelica Moser versuchen wird, die Phalanx der englischsprachigen Springerinnen aus den USA, Australien, Grossbritannien, Kanada und Neuseeland, die mit ihr die Weltrangliste anführen, zu durchbrechen.