Starkes Kollektiv gegen individuelle Klasse im Unihockey-Cupfinal
Rychenberg Winterthur gegen Zug ein Gipfeltreffen? Richtig, und zwar eines mit Ansage. Es ist das Duell zwischen dem Qualifikationssieger der Prime League und dem Dritten - das Duell zwischen dem aktuellen Vorzeigeteam des Landes mit dem mit Abstand besten Zuschauerdurchschnitt und dem finanzstarken Klub aus der Zentralschweiz, der mit individueller Klasse spielerischen Glanz in die Liga bringt.
Einen Meistertitel haben beide noch nicht vorzuweisen. Rychenberg Winterthurs letzter von vier Cupsiegen datiert von 1996, Zugs einziger Titel der Vereinshistorie ist der Cupsieg 2020 dank eines 6:5-Sieges nach Verlängerung gegen Malans.
Rychenbergs Aufschwung
Die tonangebenden Klubs der letzten zwei Dekaden waren Wiler-Ersigen, Köniz und die Grasshoppers, trotzdem ist der diesjährige Final keine Verlegenheits-Konstellation. Sowohl Rychenberg Winterthur als auch Zug konnten ihre Ambitionen über die letzten Jahre sukzessive hochschrauben und mischen in der nahe zusammengerückten nationalen Spitze nunmehr ganz vorne mit.
Rychenberg profitiert von einem stabilen Umfeld und von der AXA-Arena, der 2018 eingeweihten Ballsporthalle, die ihren Teil zum erfreulich grossen Publikumsinteresse beitragen. Zudem schlossen sich mehrere aus Schweden heimgekehrte Schweizer Top-Spieler der Mannschaft des langjährigen Trainers Philipp Krebs an.
«Die Winterthurer haben den Effekt der neuen Arena gut genutzt und verfügen über viel Kompetenz auf und neben dem Feld. Das Team ist eine spannende Mischung aus eigenen Spielern und Zuzügen und verfügt über eine gute Breite», sagt Oscar Lundin, der von 2017 bis 2020 Trainer von Malans war und seit 2022 das Schweizer Frauen-Nationalteam coacht.
Zugs skandinavische Extraklasse
Zug schaffte den Anschluss an die Spitze insbesondere durch den Einbezug skandinavischer Extraklasse. Mit dem schwedischen Ausnahmekönner Albin Sjögren, der in 22 Ligaspielen 66 Skorerpunkte verbuchte, sowie dessen Landsmann Sami Johansson und dem Finnen Miko Kailala stellt der Klub die drei besten Skorer der Liga, zudem steht mit Robin Nilsberth einer der besten Verteidiger in seinen Reihen. Trainer ist der Finne Jarkko Rantala, der die Zuger 2017 schon zum Aufstieg geführt hat und in seinem Heimatland ein hohes Standing geniesst.
Zwar sind die Rochaden bei Zug grösser als bei Rychenberg, der Klub agiert aber durchaus vorausschauend, wie die in regelmässigen Abständen getätigten namhaften Verpflichtungen zeigen. «Die Zuger haben ihre Art von Kontinuität. Da steckt schon ein Plan dahinter, zumal auch Zug über gute eigene Junioren verfügt», sagt Lundin. Sjögren und Nilsberth, die Lundin persönlich gut kennt, würden sich etwa nicht nur auf dem Feld einbringen. «So helfen sie den Jungen in deren Entwicklung enorm.»
Die beiden Direktbegegnungen dieser Saison entschied Zug für sich (10:5, 8:7 n.V.), die zweite im Dezember nach einem 0:5-Rückstand nach zwölf Minuten.
Hungrige Emmentalerinnen
Der Final der Frauen ist eine Neuauflage des Cupfinals von 2022. Kloten-Dietlikon, das sich vor zwei Jahren mit 4:3 durchsetzte, peilt unter Trainerin Julia Suter seinen sechsten Cupsieg in neun Jahren an und könnte mit dem elften Titel mit dem Rekordsieger Red Ants Winterthur gleichziehen.
Emmental Zollbrück ist 21 Jahre nach Vereinsgründung und nach drei Niederlagen in entscheidenden Spielen hungrig auf den ersten Titel. Die Bernerinnen hatten 2021 und 2023 nebst dem Cupfinal vor zwei Jahren jeweils auch im Superfinal gegen Kloten-Dietlikon das Nachsehen, doch allmählich scheinen sie reif für Silberware. Oscar Lundin, der auch schon Trainings der Emmentalerinnen besuchte, spricht von einer guten Dynamik im Team, von hoher Trainingsintensität und riesigem Willen auf den ersten Titel.
Allerdings schaute aus den Direktbegegnungen mit Kloten-Dietlikon bislang wenig heraus. Nebst den drei Finals gingen auch die zwei Duelle in der laufenden Meisterschaft verloren.