Unter schwierigen Umständen positiv bleiben
Rico Peter nimmt kein Blatt vor dem Mund. «Es waren extrem schwierige Wochen», betont der Cheftrainer der Schweizer Bobfahrer. Seit dem schweren Unfall der Vierercrew von Michael Vogt vor zehn Tagen im Training in Altenberg sei es auch darum gegangen, etwas abzuschalten. «Zum Glück ist der Zusammenhalt im Team gross. Es hat auch geholfen, dass sich der Zustand von Sandro Michel langsam verbessert hat.» Der Anschieber konnte am Donnerstag nach drei Operationen in der Universitätsklinik Dresden endlich in ein Schweizer Spital überführt werden.
Auch deshalb gilt der Fokus nun der Weltmeisterschaft an den nächsten zwei Wochenenden in Winterberg. Im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen stehen an diesem Samstag/Sonntag die Wettkämpfe im Monobob der Frauen und im Zweier der Männer sowie eine Woche später im Zweier der Frauen und dem Vierer der Männer an. Das Fehlen des besten Piloten Vogt und des stärksten Anschiebers Michel schmälert naturgemäss die Schweizer Medaillenchancen.
Friedli und Follador in Form
Immerhin zeigten Simon Friedli (Dritter im Vierer) und Cédric Follador (Vierter im Zweier) am Wochenende in Altenberg, dass trotz der schwierigen Umstände weiter mit ihnen zu rechnen ist. Der Solothurner Friedli wird an der WM mit Andreas Haas, der beim Sturz in Altenberg nur leicht verletzt wurde, antreten, der Engadiner Follador mit Luca Rolli. Komplettiert wird das Schweizer Trio durch Timo Rohner/Gregory Jones.
Vogt, der in dieser Saison seinen ersten Weltcupsieg, EM-Silber sowie zwei weitere Podestplätze herausfuhr, kuriert derzeit zuhause eine schwere Hirnerschütterung sowie eine Schulterverletzung aus. Er liess sich zunächst eine Teilnahme an den Viererrennen in einer Woche offen, dies war aber nicht realistisch. Der Schwyzer kann bestenfalls darauf hoffen, Mitte März bei der Hauptprobe für die nächste WM in Lake Placid wieder dabei zu sein.
Schwierige Situation für Hasler
«Es ist natürlich schade, dass er seine gute Ausgangslage im Weltcup nun nicht nutzen kann», sagt Rico Peter. Insgesamt können die Schweizer an der WM nach einer bislang hervorragenden Weltcupsaison ohne allzu viel Druck antreten.
Zu dieser beigetragen hat auch Melanie Hasler mit drei Podestplätzen und EM-Bronze. Die Aargauerin hat der Sturz ihres Lebensgefährten Vogt aber naturgemäss am meisten mitgenommen. Eine Medaille ist deshalb nicht realistisch. Gespannt sein darf man auf den ersten WM-Auftritt bei den Grossen der Junioren-Weltmeisterin Debora Annen.
Keine Schweizer Bahn
Die Voraussetzungen für Schweizer Edelmetall sind auch deshalb nicht rosig, weil Winterberg nicht gerade für helvetische Erfolge steht. Viermal fanden bisher Weltmeisterschaften im Sauerland (einmal nur für die Männer, zweimal nur für die Frauen) statt, doch Schweizer Medaillen gab es noch nie. Bei der letzten WM in Winterberg 2015 belegten die Olympiasieger Beat Hefti/Alex Baumann den 4. Platz.
In sieben WM-Rennen mit dem Bob blieb Gold nur einmal nicht in Deutschland – vor neun Jahren gewann die Amerikanerin Elana Meyers (heute Meyers Taylor) das Zweierrennen der Frauen. Alles andere als eine weitere Gold-Party der Deutschen wäre eine grosse Überraschung.