Von der Sonne Balis in den Eiskanal
Davon träumt so mancher: sechs Wochen Ferien auf Bali. Wenn sich jedoch Spitzensportler eine solche Auszeit gönnen, sieht ein Tag auf der Trauminsel etwa so aus: surfen, schwimmen, viel Bewegung, regelmässige Besuche im Fitnessstudio. Derartig gestärkt fühlen sich Melanie Hasler, die 25-jährige ehemalige Volleyballerin aus dem Aargau, und der knapp ein Jahr ältere Schwyzer bereit für neue Grosstaten im Eiskanal.
«Ich bin etwas überrascht», verrät Hasler im Vorsaison-Gespräch mit Keystone-SDA lachend. «Ich bin fitter als Ende 2021 vor den Olympischen Spielen.» In Yanqing belegte sie die beachtlichen Plätze 6 (Zweier) und 7 (Monobob). Sie hat auch eine Erklärung für die physische Topform - neben der schönen Zeit auf Bali. «Dank des Zeitmilitärs hatte ich das Privileg, nur zu trainieren. Die Leistungstests zeigen, dass ich parat bin.»
Debakel für den internationalen Verband
Dennoch muss sie sich gedulden, um dies umzusetzen - und ist erst noch unvorhergesehen von ihrem Freund getrennt. Diese Woche starten in China nur die Männer in die Weltcup-Saison. Die Frauen-Rennen wurden wegen zu wenigen Teilnehmerinnen abgesagt und werden später in Innsbruck und Sigulda nachgeholt. «Das ist natürlich ein wahnsinniger Imageschaden», wählte der deutsche Cheftrainer René Spies deutliche Worte. Auch Hasler bedauert, nicht wieder auf «dieser geilen Bahn» fahren zu können, versucht jedoch aus dem Unvermeidlichen das Beste zu machen; sie trainiert in diesen Wochen in Altenberg. Sie wird mit ihrer neuen Anschieberin Mara Morell nun am 9. Dezember in La Plagne, auf der Olympiabahn von 1992, in die Saison einsteigen.
Seit einer Woche in China ist hingegen Michael Vogt, obwohl auch bei den Männern nur ein Minifeld an den Start gehen wird. Auch er hat gute Erinnerungen an den modernsten, einzigen komplett gedeckten Eiskanal. Vor allem im Zweier überzeugte er als Olympia-Vierter hinter drei deutschen Schlitten. Seine Ziele sind nun aber natürlich langfristiger ausgelegt.
Weiterer Schritt nach vorne
Bei der Heim-WM in St. Moritz holte Vogt mit Sandro Michel Bronze im Zweier, im Gesamt-Weltcup belegte er die Plätze 4 (Zweier) und 5 (Vierer). «Auf der letzten Saison können wir aufbauen», glaubt der ehemalige Turner aus Wangen. «Aber wir wollen endlich eine Kugel, also einen Podestplatz in der Gesamtwertung. Und natürlich wieder eine WM-Medaille.» Daran glaubt auch der Verbands-Sportchef Rico Peter. «Ich bin sicher, dass Michael Vogt nochmals einen Schritt nach vorne machen wird.»
Vager bleibt in ihren Zielen Melanie Hasler. Sie bangte lange ein wenig, ob sie überhaupt für alle Zweierrennen eine Anschieberin haben würde, weil ihre bisherige Stammkraft Nadja Pasternack eine Babypause einlegt. Erst mit der Verpflichtung von Mara Morell, der Tochter des zweifachen Weltmeisters Curdin Morell (als Anschieber von Gustav Weder), erhielt sie Sicherheit. «Es ist nicht einfach, jemanden zu finden, der athletisch fortgeschritten ist, im Winter Zeit hat und harmonisch ins Team passt», weiss Hasler.
Noch sind die beiden aber keine Rennen zusammen gefahren, weshalb Hasler bezüglich Zielen vorsichtig bleibt. Mit Pasternack gab es im letzten Winter immerhin drei Podestplätze und EM-Silber. Nun wird sich zeigen, ob sich die Arbeit auf der Trauminsel auszahlt.