Allianz sieht in Wahljahr Risiko von Unruhen in USA und EU
Die Allianz sieht im internationalen Wahljahr 2024 wachsende Risiken durch politische Polarisierung und Gewalt. Die Fachleute des Industrieversicherers Allianz Commercial bewerten nicht nur das mögliche Erstarken rechtsextremer und populistischer Gruppen und Parteien als Risiko, sondern auch eine Radikalisierung von Umweltaktivisten und Gegnern des Klimaschutzes. In der am Mittwoch veröffentlichten Analyse beziffert das Unternehmen beispielhaft die ökonomischen Kosten politischer Unruhen in sieben Ländern seit 2018 auf über 13 Milliarden Dollar.
Fast die Hälfte der Weltbevölkerung sei in diesem Jahr zu Wahlen aufgerufen, heisst es in dem Papier. Dazu zählen die US-Präsidentschaftswahl ebenso wie die Europawahlen und Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. In den USA könnte ein knappes Ergebnis die dortigen politischen Spannungen weiter verstärken. Auch die Wahl des Europaparlaments im Juni könnte nach Einschätzung der Allianz die Polarisierung in der EU erhöhen. Die Allianz Commercial vertreibt unter anderem Versicherungspolicen gegen Unruhen, in diesem Zusammenhang stehen die Risiko- und Kostenschätzungen.
Gefahr sehen die Schadenfachleute des Unternehmens nicht nur von rechts. «Wir erwarten, dass es in Zukunft besonders bei Themen mit Umweltbezug vermehrt zu Unruhen kommt, nicht nur ausgehend von Aktivisten, sondern auch von Gegnern der staatlichen Klimaschutzpolitik», sagte Srdjan Todorovic, der Fachmann für politische Gewalt bei Allianz Commercial. Was Umweltproteste betrifft, hält Todorovic auch einen Trend zu grösseren Straftaten für möglich.
In der Kostenschätzung politischer Unruhen für sieben Länder spielt ein europäisches Land eine prominente Rolle: Frankreich. Die Gelbwestenproteste des Jahres 2018 schlugen laut Allianz mit 1,1 Milliarden Dollar zu Buche, die Krawalle nach dem Tod des im Sommer 2023 von einem Polizisten erschossenen Teenagers Nahel Merzouk mit einer weiteren Milliarde Euro. Schäden in Höhe von zwei Milliarden Dollar verursachten laut Allianz auch gewaltsame Proteste in den USA gegen den Tod des ebenfalls bei einem Polizeieinsatz ums Leben gekommenen George Floyd.